Was für eine Farce! Keine drei Wochen war es her, daß sich der Altbundeskanzler und CDU-Ehrenvorsitzende Helmut Kohl aus Anlaß der zehnjährigen Wiederkehr des 9. November 1989 als nationales Denkmal und Weltenlenker inszeniert hatte. Es jagten sich die Ehrungen im In- und Ausland. Wahre Anhängerscharen, alte wie neue, hatten ihn schon wieder mit Helmut-Helmut-Chören auf ihren Schild gehoben. Man mußte bereits sein politisches Comeback fürchten und dann das. Was als Räuberpistole vom Millionenkoffer im schwäbischen Supermarkt begonnen hatte, wuchs sich zur Existenzkrise der CDU und zur Offenbarung Helmut Kohls aus. Mehr noch: Nicht nur das "Denkmal Kohl", das ganze Geschichtsbild der Bundesrepublik bekam einen Riß. Erinnern wir uns: Zwei Ereignisse stachen heraus in diesem Gedenkjahr der Superlative - 50 Jahre Bundesrepublik inklusive Grundgesetz und 10 Jahre Mauerfall. Zunächst feierte man in an Selbstbeweihräucherung grenzender Weise die 50 Jahre der Bonner Demokratie parteiübergreifend als "atemberaubende Erfolgsgeschichte" (Antje Vollmer), um sich anschließend der fast schon in Vergessenheit geratenen Freude über den Sturz der Mauer zu erinnern.
Kohl-Feiern
Und in beiden Inszenierungen spielte Kohl die tragende Rolle.