Amerikanische Politik wirkt auf viele Beobachter als "permanenter Wahlkampf": Kaum ist ein Präsident der Vereinigten Staaten gewählt, startet das nächste Rennen ums Weiße Haus. Wird es künftig effizienter und fairer verlaufen als die letzten Presidential Elections, die Amerika und den Rest der Welt über Wochen hinweg erzürnt und erheitert haben? Vor dem Urnengang wollten Senatoren die Bundeswahlkommission mit einer Reform des hinfälligen Wahlsystems beauftragen. Weil angeblich das Geld fehlte, nahm das Verhängnis seinen Lauf: George W. Bush hat nicht nur die Mehrheit der Stimmen um eine halbe Million verfehlt, bei korrekter Auszählung wäre er womöglich auch in Florida unterlegen. Wie tief sitzt der Verdacht, die erste Präsidentschaft des neuen Jahrtausends sei "gestohlen" worden? Für Amerika-Begeisterte standen Legitimität und Stabilität der US-Demokratie stets außer Zweifel, schon die Frage galt ihnen als Beweis von Hochmut oder Niedertracht. Auf der anderen Seite las man von einer an Haupt und Gliedern "kranken Demokratie" ("Le Monde diplomatique") das übliche Wechselspiel von Pro- und Antiamerikanismus. Aber ohne Zweifel steckt die Politik in den USA in einem Reformstau, und das lokale Wahldebakel von Florida lässt Schlüsse auf die liberale Demokratie insgesamt zu.
In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn.