2.7. - N a h e r O s t e n. Militärschläge Israels gegen Einrichtungen und Führungspersonen in den besetzten Gebieten sowie Selbstmordattentate von Palästinensern in Israel mit Toten und Verletzten führen zu einer weiteren Eskalation der Gewalt in der Region. Der UN-Sonderbeauftragte Roed Larsen erklärt besorgt: "Alles deutet daraufhin, daß die Waffenruhe wahrscheinlich nicht hält" (vgl. "Blätter", 8/2001, S. 900). Palästinenserpräsident Arafat bezeichnet die gezielte Liquidierung palästinensischer Kämpfer als grobe Verletzung des Waffenstillstandes, verlangt die Einberufung des UN-Sicherheitsrats und erneuert seine Forderung nach Stationierung internationaler Beobachter entlang der Grenze zwischen Israel und den Autonomiegebieten. - Am 4.7. äußert sich der scheidende US-Botschafter in Israel, Martin Indyk, gegenüber der Zeitung "Jerusalem Post" ebenfalls skeptisch: Arafat habe nie der Gewalt abgeschworen und Israel unterlaufe den Friedensprozeß durch das Festhalten an einer expansiven Siedlungspolitik. Eine umfassende politische Lösung halte er in absehbarer Zeit für ausgeschlossen, möglich sei ein Interimsabkommen, in dem die umstrittensten Themen wie der Status Ostjerusalems oder das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge zunächst ausgeklammert blieben.
In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist.