Eins muss man ihm lassen: Für Überraschungen ist Italiens Ministerpräsident und Interims-Außenminister Silvio Berlusconi immer gut. Während das politische Rom zumindest schon gedanklich in die lang ersehnten Sommerferien entschwunden war, legte der "große Kommunikator" noch mal einen Zahn zu. Fast beiläufig trat er Ende Juli eine Diskussion über eine grundlegende Verfassungsreform los. Italien solle zur Präsidialrepublik umgestaltet werden, mit einem Präsidenten an der Spitze, der direkt vom Volk gewählt und mit weit reichenden Exekutivbefugnissen ausgestattet sein soll. Doch damit nicht genug: Berlusconi wäre nicht Berlusconi, wenn er nicht im selben Atemzug auch gleich an sich gedacht hätte. Natürlich kandidiere er dann für dieses höchste Amt, ließ er wissen: "Ich würde das Opfer bringen", so klang das in seiner bescheidenironischen Sprache. Und Italien wäre auch nicht Italien, wenn die Opposition ob solcher Allüren nicht sogleich Zeter und Mordio geschrieen hätte. "Der glaubt wohl, er sei Napoleon", höhnt etwa der Grüne Pecoraro Scanio.
Was darauf folgte, war ein Meisterstück des italienischen Schmieren- oder Sommertheaters. "Ich bin doch kein Diktator", konterte Berlusconi väterlich lächelnd.