Pressefreiheit gibt es in Polen seit fast 14 Jahren. Doch die alten Reflexe der Konspiration funktionieren unter unbestechlichen Journalisten immer noch. Im Juli letzten Jahres konferierte Adam Michnik, Chefredakteur der größten Tageszeitung „Gazeta Wyborcza“ und ehemaliger Untergrundkämpfer der Solidarność, mit seinen engsten Mitarbeitern nur noch auf den Terrassen des Verlagshauses. Redaktionstelefone und Handys waren tabu. Man befürchtete Wanzen, installiert von höchster Regierungsstelle. Was war geschehen?
Nach Weihnachten machte die „Gazeta Wyborcza“ mit der Schlagzeile „Schmiergeld für Gesetz“ auf. Der Filmproduzent Lew Rywin (Der Pianist) suchte im Sommer 2002 Michnik im Auftrag „der Gruppe, die die Macht in den Händen hält“ auf und verlangte vom Verlag der Zeitung, Agora, 17,5 Millionen Dollar. Das sind fünf Prozent vom Wert des größten polnischen Privatsenders Polsat, den Agora gerne kaufen würde. Dem steht jedoch eine geplante Novellierung des Mediengesetzes entgegen, die verhindern soll, dass ein Unternehmen zugleich eine überregionale Zeitung und einen Fernsehsender besitzen darf.
In dieser Situation taucht nun der Emissär Rywin auf und verspricht, man könnte das Gesetz so verfassen, dass dem Kauf von Polsat nichts im Wege stünde.