Ausgabe Dezember 2003

Comeback der drei Welten

Der amerikanische Sonderweg und die Alternativmacht Europa

Am 7. April 2002 veröffentlichte Robert Cooper, britischer Diplomat und derzeit Direktor der Generaldirektion Auswärtige Beziehungen beim Generalsekretariat der EU, im Observer einen Artikel mit dem Titel "Why We Still Need Empires".1 In diesem Artikel wird eine neue Dreiteilung der Welt in eine postmoderne, eine moderne und eine prämoderne Zone vorgenommen. Zur postmodernen Zone gehören die Mitglieder der Europäischen Union, die durch offene Grenzen und einen hohen Grad gegenseitiger Verflechtung gekennzeichnet ist. Zur Lösung transnationaler Probleme haben diese Staaten einen Teil ihrer Souveränität an europäische Institutionen abgegeben. Zur modernen Zone gehören Staaten wie Russland, China, Indien oder Pakistan, die weiterhin der Logik des Westfälischen Staatensystems folgen und für die die strikte Behauptung ihrer nationalen Souveränität die oberste Prämisse der Politik ist. Zur prämodernen Zone gehört die wachsende Zahl der "gescheiterten Staaten" (failed states) oder "Quasi-States"2 in Afrika südlich der Sahara, in Zentralasien oder im Andenbereich Lateinamerikas - überall da, wo der Staat kaum noch Funktion besitzt und seine Souveränität nach innen wie nach außen mehr oder weniger verloren hat.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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