Nicht nur in der Retrospektive, sondern schon zum damaligen Zeitpunkt bestand eine der herausragenden historischen Leistungen der Nachkriegszeit in der Überwindung des feindlichen Gegensatzes zwischen Deutschland und Frankreich, in der Umwandlung eines konfliktbeladenen Verhältnisses in eine konstruktive Zusammenarbeit.1 Die erfolgte Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich fand durch den Elysée-Vertrag gewissermaßen ihre symbolische Krönung, besiegelte also in feierlicher Form die deutsch-französische Partnerschaft.
Dabei darf nicht vergessen werden, dass die Aussöhnung von ganz bestimmten Faktoren beeinflusst war. Erstens, ganz grundlegend, von neuen internationalen Rahmenbedingungen nach 1945: Die zukünftigen bilateralen Beziehungen standen unweigerlich im Schatten des bipolaren Systems der Weltmächte, welches das deutsch-französischeVerhältnis entschärfte, es in gewisser Hinsicht überlagerte. Vor dem Hintergrund des Ost-West-Konfliktes setzte sich allmählich das Konzept der Sicherheitspartnerschaft durch, ein Konzept der kooperativen Einbindung Deutschlands in den Westen, genauer: die Einbindung Westdeutschlands in den europäischen Integrationsprozess.