Modernisierungsrückstände und Perspektiven einer Region
Während große Teile der Welt ins 21. Jahrhundert voranschreiten, klammere sich der Greater Middle East, die Region des Nahen und Mittleren Ostens, an das 14. Jahrhundert. Seine Staaten seien unfähig, die Herausforderungen der Moderne und der Globalisierung zu bewältigen. Und weil von dort die eigentliche Terrorismusgefahr ausgeht, seien die USA und Europa zu einem gemeinsamen neuen strategischen Projekt herausgefordert: der Transformation des islamischen Krisenbogens. Dieses folgenschwere Plädoyer der amerikanischen Strategen Ronald D. Asmus und Kenneth M. Pollack stellten die „Blätter“ (12/2002) zur Diskussion. (Zur Kritik vgl. den Beitrag von Hanns W. Maull, ebd., sowie von August Pradetto, 2/2003). Asmus und Pollack berufen sich nicht zuletzt auf eine Studie der UN-Organisation für Entwicklung (UNDP) zur menschlichen Entwicklung im Nahen und Mittleren Osten. Der Bericht mag sich zunächst als Bestätigung verbreiteter Auffassungen lesen. Er zeichnet ein düsteres Bild der politischen, sozialen und wirtschaftlichen Lage: ineffiziente und undemokratische Regierungsführung, unterentwickelte bürgerliche und politische Freiheiten, Bildungsmisere, Perspektivlosigkeit und Ohnmachtsgefühle, insbesondere unter der jüngeren Bevölkerung. Rudolph Chimelli, profilierter Islam-Kenner und Autor mehrerer Bücher zu der Region (zuletzt: Das Abendland Arabiens.