
Bild: Flagge der Vereinten Nationen, New York City, 18.9.2023 (IMAGO / photothek / Thomas Trutschel)
In der Dezember-Ausgabe würdigte »Blätter«-Redakteur Ferdinand Muggenthaler die Menschenrechte trotz aller Widersprüche als herausragenden Bezugspunkt für eine Weltpolitik, die mehr ist als ein chaotischer Machtkampf zwischen Staaten, internationalen Konzernen und kriminellen Kartellen. Der Soziologe Albert Denk hält dagegen zumindest deren Urheberin, die Vereinten Nationen, heute für überholt.
Nicht nur die Menschenrechte, sondern auch deren Urheberin, die Vereinten Nationen, befinden sich gegenwärtig in schwerer See.[1] Wie wenig entscheidende Mitgliedstaaten die Organisation heute noch ernst nehmen, offenbarte die UN-Generalversammlung im vergangenen September. Obwohl die fünf ständigen Mitglieder des UN-Sicherheitsrats allesamt in den Krieg in der Ukraine zumindest als Informations- und Waffenlieferanten involviert sind, schickte nur ein ständiges Mitglied des Sicherheitsrats – die USA – seinen Staatschef. Die Staatsoberhäupter der vier anderen Sicherheitsratsmitglieder waren bei der Generalversammlung abwesend (China, Frankreich, Russland und das Vereinigte Königreich). Emmanuel Macron bevorzugte etwa ein Treffen mit dem durch Erbfolge bestimmten Monarchen Englands.
Die Vereinten Nationen sind ganz offensichtlich nicht mehr das Forum, in dem die zentrale Frage nach Krieg und Frieden entscheidend verhandelt wird.