
Bild: Greenpeace-Banner mit dem Titel »Protect Nature, Protect Life«, das während der UN-Konferenz zur biologischen Vielfalt in Montreal aufgespannt wurde, 8.12.2022 (IMAGO / ZUMA Press / Graham Hughes)
Ambitionierter könnte ein Ziel kaum sein: In nur acht Jahren soll der dramatische Verlust der planetaren Biodiversität gestoppt werden. Darauf haben sich Abgesandte von rund 200 Staaten am 19. Dezember vergangenen Jahres geeinigt, als sie auf der UN-Artenschutzkonferenz das Montrealer Abkommen beschlossen. Dessen Herzstück ist die Übereinkunft, 30 Prozent der globalen Landfläche und 30 Prozent der Meere bis 2030 unter Schutz zu stellen. Es ist die Notbremse mitten im großen Sterben: Etwa eine Million der geschätzt acht Millionen Tier- und Pflanzenarten der Welt sind vom Aussterben bedroht.
Schon das Wort Artensterben ist aber irreführend. Denn die Arten sterben nicht einfach aus, sondern werden weltweit systematisch ausgerottet – durch die industrielle Landwirtschaft, Abholzung, Bebauung, Fischerei oder Wilderer. Wer das „Sterben“ stoppen will, legt sich also mit mächtigen Interessengruppen an. Und ohne eine ökologische Transformation der Wirtschaft und unseres Konsumverhaltens wird es auch nicht gehen. Es braucht den Rückzug des Menschen und die Demut davor, was die Natur uns jeden Tag an „Systemleistungen“ schenkt: vom Bauholz über sauberes Wasser bis hin zu bestäubten Bäumen und fruchtbaren Böden. Der Mensch ist von der Natur abhängig – nicht umgekehrt.