Ausgabe November 2025

Kampf der Adenauer-Wurst!

#soederisst, 6.9.2025 (IMAGO / Wolfgang Maria Weber)

Bild: #soederisst, 6.9.2025 (IMAGO / Wolfgang Maria Weber)

„Dieses fetischhafte Wurstgefresse von Markus Söder ist ja keine Politik“, hatte Robert Habeck seinem Gegenspieler zum Abschied an den Kopf geworfen. Oh nein, werter Herr Ex-Minister, weit gefehlt! Das Södersche „Wurstgefresse“ hat es jetzt sogar zu europäischem Rang gebracht – beim Kampf gegen die ordinäre Tofu-Wurst. Das EU-Parlament hat jedenfalls beschlossen, dass eine Veggie-Wurst in Zukunft nicht mehr Wurst genannt werden soll. Und das völlig zu Recht! Schließlich handelt es sich dabei um eine dreiste kulturelle Aneignung durch infame Veganer und Vegetarier.

Nun gut, gewiss, die Wurst war schon immer ein besonderer Extrakt. Bereits Bismarck schwante: „Je weniger die Leute wissen, wie Würste und Gesetze gemacht werden, desto besser schlafen sie!“ Schon damals wurde in den Wurst-Darm eben reingestopft, was irgendwie reingeht. 

Umso mehr ist es ein Glück, dass der Söder-Markus dieser jahrhundertealten Verwahrlosung jetzt endlich zu Leibe rückt. Allerdings sollte er an dieser Stelle keineswegs Halt machen, sondern erst einmal im eigenen Augias-Stall aufräumen. Es war nämlich der spätere große CDU-Vorsitzende und erste Bundeskanzler Konrad Adenauer, der im Jahre 1916, damals noch stellvertretender Bürgermeister von Köln und im Nebenberuf Erfinder, die Soja-Wurst kreierte. Doch weil das deutsche Patentamt patzte, erhielt er erst am 26. Juni 1918 vom britischen König George V.

»Blätter«-Ausgabe 11/2025

Sie haben etwa 40% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 60% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (12.00€)
Druckausgabe kaufen (12.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Patriotische Zivilgesellschaft: Das Vorfeld der AfD

von Sebastian Beer

Alice Weidel war genervt von der Geräuschkulisse während ihres Sommerinterviews Ende Juli in der ARD. Um das Gespräch mit der AfD-Vorsitzenden zu stören, hatten sich Aktivist:innen des Künstlerkollektivs Zentrum für Politische Schönheit unweit des TV-Studios versammelt und Musik abgespielt.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.