Ausgabe Mai 2004

Italiens akademische Supermärkte

Kein Gespenst geht mehr um in Europa ... sondern die harte Realität der Marktwirtschaft. Deren enge Konditionen machen auch vor den Toren der Alma Mater nicht Halt und lassen weder Zeit noch Raum für durchaus nötige Reformüberlegungen und Maßnahmen, die zum Ziel hätten, die europäischen Universitäten den tatsächlichen Erforderungen einer demokratischen Zukunft anzupassen.

In Italien waren die Universitäten bis 1968 einer bürgerlichen Oberschicht vorbehalten, erst seit den 70er Jahren haben sie sich durch Öffnung der Zulassungsbestimmungen breiteren Volksschichten geöffnet.

Die strengen Studienordnungen mit Vorlesungen, Anwesenheitspflicht und Prüfungen wurden aufgelockert, experimentelle Neuerungen wie Seminare hielten Einzug, die jedoch zumeist von Nachwuchskräften in prekären Arbeitsverhältnissen abgehalten wurden, da die Verbeamtung der Lehrenden nicht mit den rasch steigenden Studentenzahlen Schritt hielt.

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Aktuelle Ausgabe Oktober 2025

In der Oktober-Ausgabe wertet Seyla Benhabib das ungehemmte Agieren der israelischen Regierung in Gaza als Ausdruck einer neuen Ära der Straflosigkeit. Eva Illouz ergründet, warum ein Teil der progressiven Linken auf das Hamas-Massaker mit Gleichgültigkeit reagiert hat. Wolfgang Kraushaar analysiert, wie sich Gaza in eine derart mörderische Sackgasse verwandeln konnte und die Israelsolidarität hierzulande vielerorts ihren Kompass verloren hat. Anna Jikhareva erklärt, warum die Mehrheit der Ukrainer trotz dreieinhalb Jahren Vollinvasion nicht zur Kapitulation bereit ist. Jan Eijking fordert im 80. Jubiläumsjahr der Vereinten Nationen mutige Reformen zu deren Stärkung – gegen den drohenden Bedeutungsverlust. Bernd Greiner spürt den Ursprüngen des Trumpismus nach und warnt vor dessen Fortbestehen, auch ohne Trump. Andreas Fisahn sieht in den USA einen „Vampirkapitalismus“ heraufziehen. Und Johannes Geck zeigt, wie rechte und islamistische Rapper Menschenverachtung konsumierbar machen.

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Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

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