Der Irak vor der Wahl
Am 30. Januar 2005 sollen im Irak die ersten freien Wahlen stattfinden. Gemäß der UN-Resolution 1546 stellen sie die vielleicht bedeutendste Etappe auf dem Weg zur Wiedererlangung der vollen Souveränität des Irak dar. Bereits die Bildung der provisorischen Regierung unter Ajad Allawi, die Ernennung von Ghazi al-Jawar zum Staatspräsidenten, die Zusammensetzung der Nationalversammlung sowie die Fortschritte beim Aufbau der irakischen Armee und Polizei waren aus Sicht der USA wichtige Schritte im Rahmen des Nation-Building-Prozesses.
Dennoch müssen die Vereinigten Staaten, aber auch die beteiligten irakischen Kräfte erkennen, dass der Prozess nicht gerade planmäßig verläuft. Nach wie vor ist das Land weit von stabilen Strukturen entfernt. Von der Stadt Kirkuk im Norden entlang der syrischen bis hin zur jordanischen Grenze im Westen befindet sich der Irak faktisch im Kriegszustand. Seit der "Machtübergabe" und der Bildung der Regierung Allawi sind vor allem Regierungstruppen und Polizei Ziele der Anschläge extremer Dschihadisten. Die Hinrichtung von 49 irakischen unbewaffneten Rekruten und die Tötung weiterer 100 Menschen bei einem Mörsergranatenangriff des irakischen Widerstandes Ende Oktober 2004 zeigen die Brutalität und die Eskalation des Krieges nach dem Ende des Übergangs-Regimes von Paul Bremer.