Ausgabe Mai 2005

Sex in der Vorstadt

Dem "Stern" war der Start der neuen USSerie Desperate Housewives bei PRO 7 eine Sonderaktion wert, dem letzten Heft lag eine DVD mit der ersten Folge bei. Der Sender hat sicherlich viel bezahlt dafür, was die Redaktion prompt mit einer Geschichte belohnte, die selbst der Tod der Papstes nicht ganz vom Titelblatt verdrängen konnte.

Desperate Housewives bringt zum ersten Mal konsequent diejenige Bevölkerungsgruppe auf den Bildschirm, die eigentlich davor sitzen sollte: die Hausfrauen, denen die Seifenopern seit Menschengedenken im Fernsehen das mit Putzen und Kochen angefüllte marginale Leben erträglicher machen sollen. Seit die ersten Serien dieser Art (noch im Rundfunk) von Seifenfabrikanten produziert worden waren, waren sie immer schon Werberahmenprogramm gewesen, hatten aber zugleich selbst den Charakter von Werbesendungen, die den Konsum als Lebensziel propagierten. Deswegen erzählten sie keine spannenden Geschichten oder Abenteuer vorbildlicher Figuren, sondern vermittelten das Lebensgefühl des Wohlhabens und Wohlseins. Thematisiert wurden nur kleine Probleme – eben solche, die sich mit dem Kauf von Putzmitteln oder Kosmetik lösen lassen.

Sex and the City (und Vorläufer wie Golden Girls) machte mit dieser harmlosen Utopie Schluss. Die Frauen schlagen nun über die Stränge, "emanzipieren" sich von ihren Männern und ihren Beschäftigungen und widmen sich anderen Vergnügungen, vor allem dem Sex.

Sie haben etwa 30% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 70% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1€)
Digitalausgabe kaufen (10€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo