Zemlja Bogu za ledima wird Montenegro seit jeher bespöttelt: Land hinter Gottes Rücken. Jetzt will es wohl vor Gottes Antlitz treten. Am 21. Mai 2006 sollen 466235 Wahlberechtigte in einem Referendum die Frage beantworten: „Wünschen Sie, dass Montenegro ein unabhängiger Staat mit voller völkerrechtlicher Subjektivität wird?“
Applaus aus dem Ausland kam dafür nur von Kosovo-Albanern. Adem Demaqi, vormaliger politischer Repräsentant der terroristischen UÇK, sieht mit der Zerschlagung der bisherigen Staatengemeinschaft Serbien und Montenegro (SCG) „das Kosovo schneller als erwartet unabhängig werden“.1 Eben diese Aussicht ängstigt den serbischen Präsidenten Boris Tadic: Wenn die SCG zerbricht, entfällt auch die Rechtsgrundlage der UN-Resolution 1244, die dem Kosovo nur eine „substanzielle Autonomie“ innerhalb dieser Staatengemeinschaft zubilligte. Die EU wiederum, derzeit vollauf mit kosovarischen Status-Gesprächen befasst, betrachtet das Referendum nur als Störung.