Ausgabe März 2007

Die Virtualisierung des Sozialen

Internet und gesellschaftliches Engagement

Bürgerschaftliches Engagement ist von eminenter Bedeutung für eine Gesellschaft. Von Markt und Staat zumindest teilweise abgekoppelt, markiert es den Gegenpol zu stark verrechtlichten, bürokratisierten und monetären Strukturen.

Der bekannte Harvard-Soziologe Robert D. Putnam hat bereits vor Jahren eine Erosion dieses bürgerschaftlichen Engagements diagnostiziert: In einer groß angelegten US-Studie gelang es ihm, einen einschneidenden Rückgang der Vereinsmitgliedzahlen, des bürgerschaftlichen Engagements und daraus folgend des sozialen Vertrauens der US-Bevölkerung seit Mitte der 60er Jahre empirisch nachzuweisen.1

Auf die Frage nach Gründen für den Rückgang des sozialen Engagements und des daraus resultierenden „Sozialkapitals“ verweist Putnam auf das Fernsehen, dessen Präsenz heutzutage in so gut wie jedem Haushalt der westlichen Industrienationen fest etabliert ist. Und in der Tat erheischt kein anderes Medium in nahezu allen Teilen der Bevölkerung eine derart zeitintensive Aufmerksamkeit wie dieses die Realität dokumentierende, nachbildende, aber auch verzerrende Gerät.

Andererseits kann man aber auch auf weiter reichende gesellschaftliche Veränderungen der letzten Jahrzehnte zurückgreifen, um den Rückgang der traditionellen Formen gesellschaftlichen Engagements zu erklären.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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