Vom Elfenbeinturm zum Eventmarketing
„Event-Kultur pur“ – immer öfter werben auch die Hochschulen mit diesem Begriff für sich. Haben wir es hier bloß mit dem sprachlichen Fehlgriff eines Pressereferenten zu tun? Keineswegs, „Event-Kultur pur“ ist das selbst gewählte Etikett.1 Früher wäre allenfalls von einem „Tag der offenen Tür“ die Rede gewesen, und man hätte einer interessierten Öffentlichkeit Zugang zum ansonsten eher abgeschotteten „Elfenbeinturm“ ermöglicht.
Aber die Bilder ändern sich, und statt des Elfenbeinturms ist jetzt der „Leuchtturm“ die Leitmetapher. Er soll permanent blinken, und das erfordert eine grundlegend veränderte Präsentationskultur. Die Zielgruppe dafür ist allerdings weniger eine breite Öffentlichkeit, die einmal im Jahr eine „lange Nacht der Wissenschaften“ geboten bekommt – Ziel ist vielmehr die Mobilisierung der Universitätsangehörigen selbst. Sie sollen sich zu Höchstleistungen aufschwingen, all ihre Ressourcen aktivieren, Grenzen eines traditionellen Wissenschaftsverständnisses überschreiten und die Bequemlichkeitseffekte einer Beamtenmentalität überwinden. Entbürokratisierung und Entstaatlichung sind weitere Zielvorgaben.