Ausgabe Dezember 2008

Auto-Lobby-Patriotismus

Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass sich die globale Finanz- zu einer globalen Wirtschaftskrise auswächst – mit allen Folgen einer tiefgreifenden Rezession. Immer klarer werden damit auch die gravierenden Auswirkungen, speziell für Deutschland als Exportweltmeister. Am schwersten scheint es die heimische Automobilindustrie zu treffen.

Und diese reagiert: Stillstehende Bänder in den Autofabriken, Zwangsferien und Kurzarbeit für die Mitarbeiter, Rausschmiss von Leiharbeitern – die deutsche Automobilindustrie zieht alle Register, um ihre aktuelle Absatzschwäche mit dramatischen Bildern in die Öffentlichkeit zu bringen und damit um staatliche Unterstützung zu werben. Und sie hat Erfolg: Die Europäische Union plant zinsfreie Kredite in Höhe von 40 Mrd. Euro; die Bundesregierung befreit sämtliche Neuwagen für mindestens ein Jahr von der Kraftfahrzeugsteuer und kämpft mit noch größerem Nachdruck gegen strenge EU-Klimaauflagen für Autos.

Doch schon die Begründung für die Hilfen ist überaus fraglich, denn die Automobilindustrie jammert auf vergleichsweise hohem Niveau. So plant der größte europäische Hersteller Volkswagen in diesem Jahr nach wie vor eine deutliche Steigerung von Absatzzahl, Umsatz und Gewinn, wie der Vorstand im Oktober bestätigte; in den ersten neun Monaten stieg der Nettogewinn um satte 28 Prozent.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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