Ausgabe Oktober 2008

Vom Ende der Demut

Welche Brisanz dem Waffengang am Kaukasus innewohnt, zeigt das politische Erdbeben, das er auslöste. Binnen Tagen eskalierte ein vergessener Regionalkonflikt zum akuten Brandherd. Alle Großthemen der internationalen Politik sind in Mitleidenschaft gezogen – die Sicherheit Europas, die Rolle von NATO und EU, das künftige Verhältnis des Westens zu Russland.

 

Welche Brisanz dem Waffengang am Kaukasus innewohnt, zeigt das politische Erdbeben, das er auslöste. Binnen Tagen eskalierte ein vergessener Regionalkonflikt zum akuten Brandherd. Alle Großthemen der internationalen Politik sind in Mitleidenschaft gezogen – die Sicherheit Europas, die Rolle von NATO und EU, das künftige Verhältnis des Westens zu Russland. Mit demselben Tempo formierte sich in Politik und Öffentlichkeit ein dominantes Meinungsbild, nahezu frei von Nuancen und Schattierungen. Die alten Reflexe funktionieren noch: Die Kremlführung sitzt auf der Anklagebank. Zur Last gelegt wird ihr der Bruch zweier Grundprinzipien des Völkerrechts, des Gewaltverbots und der territorialen Integrität von Staaten. Wie steht es damit?

Keine Frage, Moskau griff zu Waffengewalt jenseits der eigenen Landesgrenze. Das geschah erstmals überhaupt seit dem Rückzug der Sowjetunion aus Afghanistan.

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