Ausgabe Dezember 2009

Netzfernsehen made in USA

In der bundesdeutschen Medienwelt sorgte unlängst das Ende der „Netzeitung“ für Aufregung. Nachdem die britische Mecom Group die „Netzeitung“ 2007 gekauft hatte, um sie mit der „Berliner Zeitung“ zu verbinden, übernahm der Kölner Verlag DuMont Schauberg mit dem Kauf des Berliner Verlages Anfang 2009 dieses Projekt. Nun gab der Verlag in knappen Worten die Einstellung bekannt: „In der derzeitigen Form ist die Internetzeitung wirtschaftlich [...] nicht zu betreiben.“ Nach exakt acht Jahren redaktioneller Produktion soll anstelle der „Netzeitung“ nun ein automatisiertes Nachrichtenportal entstehen.

Warum die Zeitung scheitern musste, wird deutlich, wenn man Entwicklungen berücksichtigt, die zurzeit in der amerikanischen Gesellschaft stattfinden. In den letzten Jahren haben dort Internet-basierte Medienprojekte einen demokratischen Aufbruch erzeugt. Leider wird hierzulande darüber fast gar nicht berichtet. Ein schon etwas älteres Beispiel hierfür bietet „Democracy Now!“, ein von Amy Goodman und Juan Gonzalez geleitetes Fernseh- und Radioprogramm im Netz, das sich über Spenden finanziert und als alternative Nachrichtenquelle große Resonanz gerade in progressiven Kreisen findet. Ein zweites, jüngeres Beispiel ist der neue unabhängige Fernsehsender „The Real News“, der in den USA und Kanada aufgebaut wird und zu tagesaktuellen Themen kritische Kurzfilme anbietet.

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Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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