Ausgabe Januar 2026

Fortschrittsfalle KI

Plädoyer für eine philosophische Medienkompetenz

Erste Studien bezeugen: Der Mensch wird dümmer durch KI. Je mehr er sie als Hilfsmittel nutzt, umso geringer seine kognitive Aktivität und schließlich seine Fähigkeit zum kritischen Denken (Bild: Growtika via unsplash.com)

Bild: Erste Studien bezeugen: Der Mensch wird dümmer durch KI. Je mehr er sie als Hilfsmittel nutzt, umso geringer seine kognitive Aktivität und schließlich seine Fähigkeit zum kritischen Denken (Bild: Growtika via unsplash.com)

Unbemerkt von den meisten, verschiebt sich die Macht vom Menschen zur Maschine. Erste Studien bezeugen: Der Mensch wird dümmer durch KI. Je mehr er sie als Hilfsmittel nutzt, umso geringer seine kognitive Aktivität und schließlich seine Fähigkeit zum kritischen Denken. Um sich diesem Prozess entgegenzustemmen, brauchen wir eine Medienbildung, die uns verstehen lässt, wie Sprachmaschinen funktionieren.

Nachdem der US-amerikanische KI-Pionier Joseph Weizenbaum zu einem entschiedenen Kritiker der KI geworden war, warnte er davor, Dreizehnjährige ans Steuer eines Maserati zu setzen. So heikel sah er die Situation 1991: Die Gesellschaft sei für viele der Systeme, die ihre Techniker schufen, noch keineswegs erwachsen genug. Heute sprechen die KI-Entwickler vom mangelnden Verständnis der Menschen, einschließlich der Entwickler selbst, für ihre Erfindungen als ein »Novum in der Geschichte der Technik«. Eine Künstliche Intelligenz, die Fähigkeiten entwickelt, welche wir ihr nicht einmal beigebracht haben, ist mindestens ein Maserati, wenn nicht gar ein Düsenjet in der Hand eines Dreizehnjährigen.

Die Techno-Optimisten gehen es positiver an. Sie erinnern an die Menschen, die 1296 mit dem Bau der Kathedrale Santa Maria del Fiore in Florenz begannen, ohne zu wissen, wie sie die riesige Kuppel dazu konstruieren sollten, die dann ja auch erst ein Jahrhundert später mit neuen Einsichten und Werkzeugen errichtet wurde.

»Blätter«-Ausgabe 1/2026

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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