Ausgabe September 2009

Tutti-Frutti-Wahlkampf

Zum ersten Mal in der Geschichte bundesrepublikanischer Wahlkämpfe stand ein Auto im Zentrum. Nein, kein Opel, der wäre zu inhaltlich gewesen; Ulla Schmidts Dienstwagen war der Gegenstand wochenlanger Mediendebatten. Die Damen und Herren in den Redaktionen hätten sich zwar auch mit dem SPD-Slogan „Weil Gesundheit kein Luxusprodukt werden darf“ auseinandersetzen können. Aber vermutlich sind sie alle privat versichert.

Wer bisher dachte, der CDU-Slogan „Wir haben die Kraft“, dessen Urheberschaft von einem Sportstudio reklamiert wird, sei der Höhepunkt der Sinnentleerung, kannte diesen Satz nicht: „Mit dem Licht von Morgen in der Hand haben wir die Zeichen der Zeit erkannt. Und erreichen unser Ziel mit Herz und mit Verstand“ entstammt dem CDU-Wahlkampfsong und offenbart die ganze „Tiefe“ der Angela Merkel. Doch das Licht von Morgen erblickte leider nicht das Licht der Medienöffentlichkeit. Dort tobte vielmehr die Busenfrage, man war nicht an der Merkelschen Gedankentiefe interessiert, sondern an ihrer Breite, die sie gemeinsam mit Frau Lengsfeld einer hechelnden Öffentlichkeit entgegenhielt. Was kümmert uns die Größe der Gewinne bei der Deutschen Bank, um die Körbchengröße tobte der politische Kampf!

Ein Kampf, in dem die Linkspartei mutig einen Hintern an die Front sandte: Die Kandidatin Halina Wawzyniak will „Mit Arsch in der Hose in den Bundestag“.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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