Ausgabe Oktober 2010

Think Tank

Rainer Rilling zum 65. Geburtstag

Rainer Rilling – seit 1986 Mitherausgeber der „Blätter“ – veröffentlichte seinen ersten Aufsatz, und zwar über die „antigewerkschaftliche Ideologie der NPD“, im Jahre 1968 in dieser Zeitschrift. Schon ein Jahr später folgte (mit Reinhard Kühnl und Christine Sager) eine Monographie über die damals sehr erfolgreiche Rechtsaußen-Partei.

Früh zeichneten sich die Schwerpunkte und Interessen dieses jungen Autors aus der Kreativabteilung des Marburger SDS ab. Unter der geistigen Schirmherrschaft des „Dreigestirns Wolfgang Abendroth, Heinz Maus, Werner Hofmann“ lernte er, theoretische Kapitalismuskritik – auf der Basis der Marxschen Kritik der Politischen Ökonomie – durch empirische Forschung auf die Höhe der Zeit zu bringen. Damit sollten zugleichder praktischen Politik Argumente an die Hand gegeben werden, die sie in der Auseinandersetzung mit antidemokratischen Bestrebungen stark machen.

Der Schwerpunkt seiner frühen Arbeiten lag im Bereich der „Kriegsforschung und Vernichtungswissenschaft“ (1970), die dann natürlich auf die Wissenschaftspolitik ausgreifen und schließlich auch den „militärisch-industriellen Komplex“ im Herrschaftszentrum der USA in den Blick nehmen sollten.

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Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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Weitere Artikel zum Thema Wissenschaft

Indoktrination und Militarismus

von Irina Rastorgujewa

Am Morgen des 24. März hängten unbekannte Aktivisten eine Schaufensterpuppe, die die antike römische Göttin Minerva darstellt, am Denkmal des Grafen Uwarow in der Nähe des Hauptgebäudes der Staatlichen Universität St. Petersburg auf. In der Hand der antiken Schutzherrin der Wissenschaften befand sich ein Zettel mit der Aufschrift „Die Wissenschaft ist tot“.

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von Oliver Eberl

Wer mit Ingeborg Maus sprechen wollte, wurde von ihr meist auf den Abend verwiesen: Bevorzugt nach 20 Uhr ließ sich die Professorin für „Politologie mit dem Schwerpunkt politische Theorie und Ideengeschichte“ an der Frankfurter Goethe-Universität anrufen und klärte dann geduldig und stets zugewandt organisatorische und akademische Fragen, oftmals bis weit in die Nacht. Natürlich musste man erst einmal durchkommen, denn es waren viele, die etwas mit ihr besprechen wollten.

Mannigfaltigkeit statt Homogenität

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Auch wenn Begriffe wie Biodiversität oder diversity management erst im letzten Drittel des 20. Jahrhunderts geprägt wurden und seitdem den politischen Diskurs zur biologischen und sozialen Diversität bis in unsere Gegenwart hinein dominieren, verweist deren Vorgeschichte weit zurück bis ins 18. Jahrhundert – und sie ist unmittelbar mit einem revolutionären Ereignis verbunden.