Seit 2008, dem Beginn der zweiten Amtszeit von Boris Tadić, ist Serbien fest auf Europa-Kurs. Die Ergreifung des gesuchten Kriegsverbrechers Ratko Mladić ist nur eine Bestätigung dieser Richtung. Die Reaktionen der westlichen Öffentlichkeit auf die Festnahme sind allerdings geeignet, die serbischen Hoffnungen auf Europa immer mehr zu irritieren.
Dabei fehlt Serbien auf seinem Weg in die EU vor allem die moralische Orientierung. Lange Zeit trieb das Land wie ein Schiff ohne Kompass auf dem Meer. Orientiert hat sich die „Besatzung“ hier und da an schwachen Lichtern an fernen Ufern. Als eines der Leuchtfeuer – das der EU nämlich – immer stärker wurde, hat das Schiff festen Kurs darauf genommen. Je näher es nun aber der Küste kommt, desto schwächer wird das Licht. Seit einiger Zeit blinkt es nur noch. Bei der Besatzung wächst derweil die Unsicherheit, was sie am Ufer eigentlich erwartet – gerade auch nach den Reaktionen auf die Festnahme Ratko Mladićs.
Serbien tausche den Gesuchten gegen den EU-Kandidatenstatus im Herbst, stand allenthalben zu lesen, lasse es an ehrlicher Reue aber fehlen.