Lange Zeit schien die Bundeskanzlerin die Euro-Krise ganz im Sinne ihres Vorgängers Helmut Kohl lediglich aussitzen zu wollen, nun aber hat sie ihren Kurs geändert. Mit ihrem „Pakt für Wettbewerbsfähigkeit“ der Euro-Staaten, den sie auf dem letzten EU-Gipfel Anfang Februar vorstellte, will sie offenbar die Initiative in Europa übernehmen. Doch wenn es ein Beispiel dafür gibt, dass die nationale Politik und die europäischen Institutionen mit der Euro-Krise gleichermaßen überfordert sind, dann ist es dieser jüngste Sprung in Richtung „Wirtschaftsregierung“. Glaubte man zunächst, man könne die Euro-Krise mit ein paar Krediten übertünchen, springt man jetzt viel zu weit und will gleich morgen fast alles europäisch vereinheitlichen. Selbst das Renteneintrittsalter, das mit der Euro-Krise absolut nichts zu tun hat, soll nun vereinheitlicht werden. Nachdem eine echte Wirtschaftsregierung über Jahre ein Tabu war, will man jetzt der Währungsunion ein Korsett anziehen, das sie überhaupt nicht braucht.
Wirklich drängend wäre es dagegen, die Währungsunion in ihrem lädierten Kern zu reparieren. Was aber macht den Kern einer Währungsunion aus? Die Antwort ist sehr einfach: eine einheitliche Inflationsrate.