Ausgabe Oktober 2011

Kapitalismus versus Demokratie

Vom Widerspruch der bürgerlichen Gesellschaft

Dass die ökonomische Krise des Jahres 2008 nicht die definitiv letzte kapitalistische Krise sein würde, war bereits im Augenblicke ihres Aufbrechens klar. Wie dramatisch sie sich aber binnen nur dreier Jahre entwickeln würde, sahen nur die Wenigsten voraus. Denn damals, immerhin, demonstrierten die kapitalistischen Akteure Lernbereitschaft. Plötzlich priesen sie als Heilmittel, was ihnen noch Monate zuvor als linksextremistische Einfälle erschienen wäre. Schlagartig war der Staat wieder gefragt und Neokeynesianer, zuvor regelrecht geächtet, wurden wieder am Tisch der Bescheidwisser geduldet. Anerkennung wurde dem zuteil, der auf frühe Warnungen verweisen konnte oder sich rechtzeitig von den Spekulationsgeschäften zurückgezogen hatte. Und die Vorstellung eines sich selbst regulierenden Marktes schien zunächst regelrecht konterkariert – durch all die Billionen, die die Staaten zur Rettung der Finanzinstitutionen und mancher Industriezweige aufbringen mussten.

Heute aber wissen wir: In den Grundzügen blieb alles beim Alten, auch der Trend der Vermögensverteilung von unten nach oben.

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In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

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