Ein Vierteljahrhundert ist es nun bald her, dass die Bürger in ganz Osteuropa für mehr Demokratie auf die Straße gingen. Doch seither ist so viel geschehen – Nine Eleven, Fukushima, die Arabischen Revolutionen –, dass die Demokratiefrage auf der ganzen Welt inzwischen nur noch durch ganze Schichten traumatischer Erfahrungen wahrgenommen wird. Ich möchte daher versuchen, einige Aspekte der postkommunistischen Demokratieenttäuschungen neu zu durchdenken und in einen größeren Rahmen zu rücken: nämlich in den Kontext einer Entwicklung, die man meines Erachtens nur als globale Unzufriedenheit mit der Demokratie bezeichnen kann.
Diese Demokratieverdrossenheit nimmt heute wohl in aller Welt zu. Und auch wenn die spezifische Geschichte der postkommunistischen Länder diese immer noch tief prägt, haben sie sich inzwischen mit der übrigen demokratischen Welt insoweit vereint, als dass ihre Probleme mit der Demokratie mehr und mehr den unsrigen in den westlichen Staaten gleichen.
Das Ende der geteilten Welterfahrung und das chinesische Wunder
Unübersehbar ist, dass wir heute alle im Schatten des chinesischen Wunders leben, welches die vermeintlich untrennbare Verbindung zwischen ökonomischer Prosperität und demokratischer Regierungsführung auf dramatische Weise aufgelöst zu haben scheint.