Ausgabe Juli 2015

Mazedonien: Das Spiel mit dem Feuer

Anfang Mai schreckte eine blutige Polizeiaktion in Mazedonien die europäische Öffentlichkeit auf. Noch am Tage des Feuergefechts zwischen albanischen Extremisten und einer Spezialeinheit der Polizei in der Stadt Kumanovo kam der Verdacht auf, die Kämpfe seien inszeniert, um einen politischen Konflikt in dem minderheitenreichen Balkanland in einen ethnischen umzuleiten. Mehr als zwanzig Menschen, Extremisten und Polizisten, starben.

Die akute Krise im Land aber währt schon seit einem halben Jahr. Im Februar hatte die sozialdemokratische Opposition begonnen, die Protokolle abgehörter Telefongespräche unter Regierungspolitikern, die sogenannten „Bomben“, zu veröffentlichen. Sie belegen, was Nichtregierungsorganisationen seit langem behaupten: dass Wahlen gefälscht, Oppositionelle bedroht, Gerichtsurteile bestellt werden. Vorwürfe an Premier Nikola Gruevski, er regiere das Land mit einem kleinen, informellen Zirkel von Verwandten und Getreuen auf zunehmend diktatorische Weise, reichen bis ans Ende des vergangenen Jahrzehnts zurück. Seit der letzten Wahl im April 2014 boykottieren die Sozialdemokraten unter Fälschungsvorwürfen an die Regierung die Parlamentsarbeit. Im Mai gingen erstmals Zehntausende Mazedonier gegen die Regierung auf die Straße. In Brüssel verhandeln Regierung und Opposition inzwischen über einen Ausweg aus der Krise.

Sie haben etwa 9% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 91% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe November 2025

In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Verbrecherische Komplizen: Libyen und die EU

von Sigrun Matthiesen, Allison West

Es war ein Tiefpunkt in der Geschichte der Seenotrettung: 20 Minuten lang beschoss am 24. August ein Patrouillenboot der libyschen Küstenwache die Ocean Viking, ein Rettungsschiff der Seenotrettungsorganisation SOS Méditerranée.

Von Milošević zu Trump: Die bosnische Tragödie und der Verrat an den Bürgerrechten

von Sead Husic

Es herrschte keine Freude bei der bosnisch-herzegowinischen Regierungsdelegation am 22. November 1995 auf dem Wright-Patterson-Luftwaffenstützpunkt in Dayton. Eben hatte sie dem Friedensabkommen mit der Bundesrepublik Jugoslawien, die noch aus Serbien und Montenegro bestand, und Kroatien zugestimmt, doch sie fühlte sich betrogen.