Ausgabe März 2015

Der Vormarsch der Robokraten

Silicon Valley und die Selbstabschaffung des Menschen

Bild: istockphoto

Kurz nach der Jahrtausendwende fielen dem Philosophen Jürgen Habermas „merkwürdige Sachbuchautoren“ auf, „die den Menschen aus Fleisch und Blut zum Auslaufmodell“ erklären.[1] Diese provozierten ein „gattungsethisches Selbstverständnis“, das mit dem normativen Selbstverständnis selbstbestimmt lebender und verantwortlich handelnder Personen nicht mehr in Einklang gebracht werden kann. Nur wenige Jahre später holt sich ein mit der digitalen Zukunft Großbritanniens befasster Ausschuss des Oberhauses ausgerechnet bei einem dieser Autoren Rat.[2] Am 22. Juli 2014 wurde dort ein gewisser Nick Bostrom über das Szenario der Ablösung der Menschheit durch eine kommende Computerzivilisation befragt.

In seinem ein Jahr zuvor in englischer Sprache erschienenen Buch „Superintelligenz. Szenarien einer kommenden Revolution“ zeigt sich der Professor von der Universität Oxford davon überzeugt, dass mit eigenem Willen ausgestattete Computer zu den größten existenziellen Risiken gehören, mit denen die Menschheit in diesem Jahrhundert zu rechnen habe – gefährlicher noch als Atomwaffen. Das größte Potential zur Entwicklung einer künstlichen Superintelligenz sieht er in der Steigerung der Rechengeschwindigkeit der Prozessoren.

Sie haben etwa 4% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 96% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (2.00€)
Digitalausgabe kaufen (10.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema

Politik vor Recht: Die Aushöhlung der liberalen Demokratie

von Miguel de la Riva

Als der FPÖ-Chefideologe und heutige Parteivorsitzende Herbert Kickl im Januar 2019 in einem ORF-Interview darauf angesprochen wurde, dass seine Asylpläne an die Grenzen von EU-Recht, Menschenrechtskonvention und Rechtsstaat stoßen, antwortete der damalige österreichische Innenminister, „dass das Recht der Politik zu folgen hat und nicht die Politik dem Recht“.

Ernst, aber nicht hoffnungslos

von Thorben Albrecht, Christian Krell

Spätestens seit Ralf Dahrendorfs berühmt gewordener These vom „Ende des sozialdemokratischen Jahrhunderts“ gehören SPD-Niedergangsprognosen zu den Klassikern der parteibezogenen Publizistik. Die Partei hat diese Prognose bisher um 42 Jahre überlebt. Aber das konstituiert keine Ewigkeitsgarantie.