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Sie ziehen die Warnweste aus dem Kofferraum über, blockieren den Kreisverkehr am Ortseingang oder übernehmen die nächste Mautstation auf der Autobahn und lassen alle Fahrzeuge umsonst durch: Seit Wochen wird ganz Frankreich von den „Gilets jaunes“, den „Gelbwesten“, in Atem gehalten.
Was in der Provinz mit verstreuten Aktionen entnervter Autofahrer gegen eine ökologisch motivierte Steuererhöhung auf Treibstoffe begann, hat sich mittlerweile zu einem explosiven Aufstand gegen Präsident Emmanuel Macron und seine neoliberale Reformpolitik entwickelt – mit wöchentlichen Großdemonstrationen in Paris und anderen Metropolen, auf denen es bei Straßenschlachten mit der Polizei zu hunderten Verletzten kommt.
Wo Macron noch drei Wochen zuvor in der Hauptstadt die Staatschefs der Welt im Gedenken an das Ende des Ersten Weltkriegs in würdiger Zeremonie versammelte, blieb am 1. Dezember 2018 nach einer Demonstration der Gelbwesten bloß eine Schneise der Verwüstung. Der Triumphbogen war in eine Wolke aus Tränengas gehüllt und wurde mit Graffiti beschmiert. In den sternförmig abgehenden Straßen verwüsteten die Demonstranten Bankfilialen und plünderten Geschäfte. Auf den Champs Elysées brannten Autos und Barrikaden.