Ausgabe September 2019

Die Verteidigung der Freiheit

Noch ihr Tod erscheint wie ein Fanal der Freiheit: Am 19. Juli schwamm Ágnes Heller, die erst wenige Wochen zuvor, am 12. Mai, ihren 90. Geburtstag gefeiert hatte, in den Balaton und kehrte nicht mehr lebend zurück. Das ganze Leben und Werk der großen Philosophin der Budapester Schule – einst Meisterschülerin von Georg Lukács, später Hannah-Arendt-Nachfolgerin auf deren Lehrstuhl in New York – stand im Zeichen des freien Denkens gegen den Totalitarismus. Wir erinnern daher an ihr großes Werk mit Auszügen aus ihrem Text für die »Blätter«: Von Mussolini bis Orbán: Der illiberale Geist, in: »Blätter«, 8/2017, S. 73-79. – D. Red.

Vom ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán stammt bekanntlich der affirmativ verwendete Ausdruck „illiberale Demokratie“. Die dahinterstehende Idee ist allerdings wesentlich älter. Schon vor einhundert Jahren sprach der Begründer des politischen Faschismus, der italienische Duce Benito Mussolini, über den Untergang des Liberalismus und den Aufstieg des illiberalen Europa. Damals antwortete US-Präsident Franklin D. Roosevelt, dass der Duce den Liberalismus zu früh beerdigt habe.

Doch tatsächlich sah es eine Weile so aus, als habe Mussolini die Zukunft Europas und der Demokratie weit besser verstanden als der Präsident der Vereinigten Staaten.

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In der November-Ausgabe ergründen Carolin Amlinger und Oliver Nachtwey die Anziehungskraft des demokratischen Faschismus. Frank Biess legt die historischen Vorläufer von Trumps autoritärer Wende offen – ebenso wie die Lebenslügen der Bundesrepublik. Daniel Ziblatt zieht Lehren aus der Weimarer Republik für den Umgang mit den Autokraten von heute. Annette Dittert zeigt, wie Elon Musk und Nigel Farage die britische Demokratie aus den Angeln zu heben versuchen. Olga Bubich analysiert, wie Putin mit einer manipulierten Version der russischen Geschichte seinen Krieg in der Ukraine legitimiert. Ute Scheub plädiert für die Umverteilung von Wohlstand – gegen die Diktatur der Superreichen. Sonja Peteranderl erörtert, inwiefern sich Femizide und Gewalt gegen Frauen mit KI bekämpfen lassen. Und Benjamin von Brackel und Toralf Staud fragen, ob sich der Klimakollaps durch das Erreichen positiver Kipppunkte verhindern lässt.

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