Joe Biden und die Trümmer der USA: Beiträge von Peter Beinart, Marshall Auerback und Albena Azmanova sowie Elaine Godfrey, S. 37-50
Joe Biden heißt der Sieger dieser historischen US-Präsidentschaftswahl. Dass Donald Trump am Ende verlor, hängt laut Politikwissenschaftler Peter Beinart nicht zuletzt mit der fortschreitenden Umverteilung von unten nach oben zusammen. Doch auch Bidens Wahlsieg entsprach nicht der verheißenen „blauen Welle“. Um die Blue-Collar-Worker zurückzugewinnen, so die Analyse des Ökonomen Marshall Auerback und der Politikwissenschaftlerin Albena Azmanova, müssten sich die Demokraten deren wirtschaftlicher Prekarität entgegenstemmen. Zuvor aber kommen sie nicht umhin, ihren parteiinternen Streit zwischen progressives und moderates beizulegen, so die Journalistin Elaine Godfrey. Denn nur geeint können sie erfolgreich Politik machen – aus dem Weißen Haus wie aus dem Kongress heraus.
Mariana Mazzucato: Kapitalismus nach der Pandemie, S. 51-60
Wenn es um die wirtschaftliche Erholung von der Corona-Pandemie geht, fordern manche eine Rückkehr zur Normalität. Das klingt gut, ist aber das falsche Ziel, mahnt die Ökonomin Mariana Mazzucato. Vielmehr müssen die Staaten das Wachstum nun dahingehend steuern, dass eine bessere Volkswirtschaft entsteht – ein System, das entschieden inklusiver und nachhaltiger ist als das bisherige.
Annett Mängel: Corona: Ärzte gegen die Aufklärung, S. 61-68
Die Corona-Pandemie stellt die Gesundheitssysteme weltweit vor immense Herausforderungen. Doch ungeachtet der erwiesenen Gefährlichkeit des Virus verunsichert eine Minderheit von Ärzten und Wissenschaftlern mit verharmlosenden Aussagen die Öffentlichkeit, kritisiert „Blätter“-Redakteurin Annett Mängel. Dabei sollten die Debatten endlich darüber geführt werden, wie – und nicht ob – dem Virus wirksam Paroli zu bieten ist.
Michael Blume: Querdenken 2020: Der neue Süd-Nord-Konflikt, S. 69-74
Die großen Demonstrationen dieses und der letzten Jahre, von Pegida bis zu den Corona-Leugnern, werden oft als Ost-West-Konflikt beschrieben. Tatsächlich aber, so der Religions- und Politikwissenschaftler Michael Blume, ist es der Süden, aus dem die Demonstrierenden in ihrer Mehrheit stammen. Denn von Baden bis Sachsen gibt es eine prägende Gemeinsamkeit: die tiefsitzende Skepsis gegenüber Obrigkeit und Wissenschaft.
Cinzia Sciuto: Stehen wir auf: Gegen die Deutungshoheit der Islamisten, S. 75-83
Nach den jüngsten islamistischen Anschlägen ist das immergleiche Schauspiel zu beobachten: Rassisten machen den Islam für die Morde verantwortlich, während dessen Verteidiger jede Verantwortung zurückweisen. Die Journalistin Cinzia Sciuto plädiert für eine kritische Auseinandersetzung, anstatt die Debatte durch den Islamophobie-Vorwurf zu unterdrücken.
Pascal Bruckner: Die Islam-Linke oder: Die Vereinigung des Zorns, S. 85-94
Seit der iranischen Revolution von 1978 hat die Linke ein erstaunlich indifferentes Verhältnis zum Islamismus. Der Philosoph Pascal Bruckner erkennt darin ein Agieren aus Gemeinsamkeit, gegen den Abstieg und den kapitalistischen Feind, und aus Selbsthass der europäischen Intelligenz.
Amartya Sen: Bücher und Freiheit: Wider die Pandemie des Autoritarismus, S. 95-100
Bücher helfen uns, miteinander zu streiten – und nichts ist für eine demokratische Gesellschaft wichtiger als der Streit. Doch die Möglichkeit zu diesem wird überall auf der Welt eingeschränkt, warnt der Wirtschaftswissenschaftler Amartya Sen. Gegen diese Pandemie des Autoritarismus helfe nur Widerstand, beseelt von Büchern – nicht von Gewalt.
Katrin Gänsler: Westafrika im Wahlmarathon: Das Ende der Demokratisierung?, S. 101-108
Eigentlich galt die westafrikanische Entwicklung hin zu mehr Demokratie als beispielhaft. Doch der aktuelle Wahlmarathon in gleich fünf Staaten setzt diesem Trend ein Ende. Die Korrespondentin Katrin Gänsler zeichnet nach, wie sich die Spielräume in Guinea, der Elfenbeinküste, Burkina Faso, Niger und Ghana verkleinern und die Hoffnung auf Wandel schwindet.
Susanne Götze und Annika Joeres: Zwanzig verkaufte Jahre. Wie die deutsche Klimaschmutzlobby den Politikwechsel verhindert, S. 109-120
Fünf Jahre nach Abschluss des Pariser Abkommens tritt der Klimaschutz noch immer auf der Stelle – auch hierzulande. Die Journalistinnen Susanne Götze und Annika Joeres zeichnen nach, wie vor allem unter Sigmar Gabriel die Blockierer in der Regierung das Kommando übernommen haben.