Kolonialismus, Rassismus und die deutsche Außenpolitik

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Ende des neunzehnten Jahrhunderts, als es die Künstler Europas auf der Suche nach dem Licht in die südliche Ferne zog, beherrschten europäische Staaten nahezu alle Erdteile. Sie ließen keine Gegend aus, die sich schwach und unorganisiert zeigte, um ihre Macht zu exerzieren und ihre Interessen durchzusetzen. Hinter ihren Machtdemonstrationen stand immer ein Zivilisationsanspruch, der bis heute von großer gesellschaftlicher und sozialpsychologischer Bedeutung ist. Die Überlegenheit des Abendlandes war also nicht nur militärischer, technologischer und wirtschaftlicher Natur, sondern sie betraf die geistigen Grundlagen menschlicher Entwicklung und manifestierte sich auch im Denken wie in der Sprache.
Denkweisen und Sprache sind untrennbar verbunden. Die Zeichensprache des Kolonialismus war eindeutig, wenn es darum ging, alles zu eliminieren, was die Existenzberechtigung seiner Macht und Überlegenheit zu hinterfragen drohte. Rassistische Denkmuster halfen dabei. Die Fremde und das Fremde wurden so zur großen Leere, die es mit eigenen vertrauten Mitteln zu bearbeiten galt.
Doch diese „Leere“ war nur ein Symbol, um die Ausbeutung weiter Erdteile zu legitimieren. Interessenkonflikte waren dabei unvermeidbar und führten ab 1914 zum ersten großen weltumspannenden Krieg.