Ausgabe Januar 2022

Kurzgefasst

Kwame Anthony Appiah: Die Schattenpandemie. Corona und die Not des globalen Südens, S. 51-62

Während Covid-19 im globalen Norden vor allem die Gesundheit der Bürger bedroht, sorgt das Virus im globalen Süden für eine Schattenpandemie weit drastischeren Ausmaßes. Ursachen dafür sind das Wiedererstarken bereits zuvor existierender Krankheiten sowie der Zusammenbruch des internationalen Handels im Zuge der Pandemie. Der Philosoph Kwame Anthony Appiah fordert, endlich Verantwortung und gegenseitige Verpflichtung ins Zentrum internationaler Kooperation zu stellen – zum Wohle aller.

Thomas Greven: Ein Jahr Biden: Der gefesselte Präsident, S. 63-68

Als Joe Biden sein Amt als US-Präsident antrat, verband er dies mit dem Versprechen, das gespaltene Land zu versöhnen. Ein Jahr später fällt die Bilanz ernüchternd aus, so der Politikwissenschaftler Thomas Greven. Niedrige Zustimmungswerte, eine zerstrittene Partei, Mobilisierungsprobleme, aber vor allem das demokratiegefährdende Agieren der Republikaner lassen einen Sieg der Demokraten bei den Midterm-Wahlen im November in weite Ferne rücken – und drohen Biden zu blockieren.

Annika Brockschmidt: Die Totenglocken der US-Demokratie. Trumps große Lüge und der Durchmarsch der religiösen Rechten, S. 69-78

Seit dem Sturm auf das Kapitol am 6. Januar 2021 ist klar: Die US-Demokratie gerät zunehmend ins Wanken. Wer verstehen will, wie es so weit kommen konnte, muss den Einfluss der religiösen Rechten begreifen, argumentiert die Journalistin Annika Brockschmidt. Befeuert von Trumps Lüge vom Wahlbetrug bestimmt sie längst den Kurs der Republikanischen Partei. Ihr Ziel: die Errichtung einer durch und durch christlichen Nation.

Ronny Blaschke: Olympische Muskelspiele. Der Sport als Schaufenster für Chinas Machtelite, S. 79-89

Wenn China im Februar 2022 die Olympischen Winterspiele ausrichtet, will die Kommunistische Partei damit die große Erzählung vom Aufstieg des Riesenreichs untermauern. Dafür aber muss das sportliche Großereignis möglichst reibungslos ablaufen, werden Sportler und unabhängige Medien landesweit zensiert, kritisiert der Sportjournalist Ronny Blaschke. Er sieht in den Spielen vor allem ein Medium der Parteiführung, mittels Investitionen und Infrastruktur die eigene Macht auszuweiten.

Michael Brzoska: Kooperation und Zurückhaltung. Für eine neue deutsch-europäische Sicherheitspolitik, S. 90-96

Spätestens seit dem unrühmlichen Ende des Afghanistan-Einsatzes ist klar: Die Sicherheitspolitik des Westens steckt in einer tiefen Krise. Doch wie kann eine deutsch-europäische Sicherheitspolitik aussehen, die der globalen Mächteverschiebung und dem Bedeutungszuwachs von Klimawandel und Pandemien Rechnung trägt und den Frieden in der Welt befördert? Der Friedens- und Konfliktforscher Michael Brzoska plädiert für mehr Zurückhaltung und mehr Kooperation – auch mit illiberalen Staaten.

Felix Heidenreich: Den Staat neu denken: Corona und die Krise der Demokratie, S. 97-104

Ob in der Corona-Pandemie oder bei der Bewältigung des Klimawandels: Der Staat erweist sich angesichts der heutigen Krisen oft als überfordert, reagiert träge und reaktiv. Doch schon jetzt zeichnet sich eine neue Idee von Staatlichkeit ab, analysiert der Politikwissenschaftler Felix Heidenreich. Er plädiert für einen „Staat 3.0“, der vorausschauend-präventiv agiert. Dazu müsste er in der Sozialpolitik auf Teilhabe setzen und den Rechtsstaat neu ausrichten.

Inken Behrmann und Valentin Ihßen: Nach Glasgow und vor der Ampel: Wie weiter mit der Klimabewegung?, S. 105-113

Die Ergebnisse der 26. Weltklimakonferenz und die Pläne der Ampel-Koalition haben viele Klimaaktivisten enttäuscht. Denn das Erreichen des 1,5-Grad-Ziels ist so kaum möglich. Angesichts dessen muss sich die Klimabewegung neu ausrichten, fordern die Sozialwissenschaftlerin Inken Behrmann und der Sozialwissenschaftler Valentin Ihßen. Anstelle einer Radikalisierung, wie sie manche Aktivisten derzeit fordern, sehen sie speziell im Verkehrssektor ein erfolgversprechendes Handlungsfeld.

Bernd Werse: Legalisiert, aber reguliert: Die neue Cannabispolitik, S. 115-120

In ihrem Koalitionsvertrag haben sich SPD, Grüne und FDP auf die Legalisierung von Cannabis geeinigt. Wie aber sollte eine Liberalisierung von Cannabisverkauf und -konsum bestenfalls aussehen? Der Soziologe Bernd Werse beleuchtet die Erfahrungen anderer Länder und gibt Empfehlungen für eine neue Drogenpolitik. Eine kontrollierte Freigabe wäre nicht nur für den Einzelnen, sondern für die Gesellschaft als ganze von Vorteil.

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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