
Bild: Correctiv
Das journalistische Recherchezentrum Correctiv in Essen, bekannt unter anderem durch die Aufdeckung der AfD-Spendenaffäre und die Recherchen zum CumEx-Steuerskandal, nutzt seit einigen Jahren immer wieder auch Comics, um die Ergebnisse seiner Arbeit zu verbreiten. Nach Comic-Reportagen beispielsweise zur rechtsextremen Szene in Dortmund („Weiße Wölfe“) und zur Fernsteuerung von Gräueltaten in Afrika aus Deutschland („Made in Germany: Ein Massaker im Kongo“) ist nun eine Comic-Biographie über den türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan erschienen, verfasst und gezeichnet von zwei Exilanten. Autor ist der in der Türkei verfolgte Journalist Can Dündar, ehemaliger Chefredakteur der Tageszeitung „Cumhuriyet“, der heute in Berlin lebt und unter anderem für „Die Zeit“ schreibt. Die Zeichnungen stammen vom ägyptisch-sudanesischen Künstler Mohamed Anwar, der nach dem Scheitern des Arabischen Frühlings ebenfalls in Berlin Zuflucht gefunden hat und den Dündar durch die Vermittlung von Correctiv kennenlernte. Die Vorstellung des Buches bei der Frankfurter Buchmesse 2021 musste denn auch unter Polizeischutz erfolgen.
Warum ein Comic über Erdoğan? Darauf hat Dündar in einem Interview verschmitzt geantwortet: Weil dieser Cartoons so überhaupt nicht mag, vor allem keine, die ihn aufs Korn nehmen. Letzteres geschieht hier allerdings nicht, vielleicht zur Enttäuschung mancher Kritiker des türkischen Präsidenten.