Mit diesem Heft endet in den „Blättern“ eine Tradition, die die Zeitschrift fast seit ihren Anfängen begleitet hat. Seit Januar 1962, sprich: seit unglaublichen 61 Jahren, hat Hans-Waldemar Goldschmidt mit absoluter Zuverlässigkeit und voller Leidenschaft allmonatlich die „Chronik“ der politischen Ereignisse zusammengestellt. Dafür sind wir ihm zu großem Dank verpflichtet. Gerade in Zeiten ohne Internet war diese Übersicht für unzählige Leserinnen und Leser unverzichtbar. Heute sind die Zeiten andere, kann sich jeder digital mit den einschlägigen Daten versorgen – wenngleich auch nicht so treffend journalistisch aufbereitet. Doch mit dem wohlverdienten Ruhestand unseres Autors im zarten Alter von nun 90 Jahren [!] stellen wir diese Rubrik jetzt ein, gerade auch in dem Wissen, dass niemand sie so gut erstellen konnte und könnte wie Hans-Waldemar Goldschmidt.
Zum 1. Januar 2023 treten die „Blätter“ in das 20. Jahr ihres Erscheinens in Berlin ein. Und auch hier geht etwas zu Ende: Bereits im Sommer hat Daniel Leisegang – nicht zuletzt, neben Redaktion und Werbung, unser „Mann für alles Digitale“ – unser Projekt nach 17 erfolgreichen Jahren verlassen, um Co-Chefredakteur bei der renommierten Digital-Plattform netzpolitik.org zu werden. Ohne ihn sähen die „Blätter“ heute nicht so aus, wie sie aussehen, mit dem 2006 erneuerten Layout und mehrfach relaunchter professioneller Website. Wir schauen dankbar auf die gemeinsame Zeit zurück und wünschen Dir, lieber Daniel, an neuer Wirkungsstätte alles Gute und weiterhin viel Erfolg!
Zugleich sind wir sehr glücklich, dass wir mit Tessa Penzel eine junge, hochengagierte Online-Redakteurin für die „Blätter“ gewinnen konnten. Auch auf diesem Wege noch einmal ein herzliches Willkommen im „Blätter“-Team!
Sicherlich gibt es bessere Zeiten als diese, um in ein Jubiläumsjahr zu gehen. Aber als Blattmacher und Redakteurinnen können wir uns unsere Zeit ebenso wenig aussuchen wie Sie, unsere Leserinnen und Leser. Erschwerend kommt hinzu, dass die massive Inflation auch den Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt voll erfasst hat, schon aufgrund der rasant gestiegenen Papier- und nicht zuletzt Energiepreise, die unsere Produzenten und Versender an uns weiterreichen. Da wir jedoch wissen, dass derzeit viele mit den gestiegenen Lebenshaltungskosten zu kämpfen haben, verzichten wir auf die eigentlich wieder erforderliche Erhöhung unserer Bezugspreise. Die letzten Jahre, die unser Engagement mit stetig wachsenden Abozahlen belohnt haben, machen uns dies möglich.
Allerdings sehen wir, dass die Krise auch unter unseren (potenziellen) Abonnentinnen und Abonnenten ihren Tribut fordert. Der Zuwachs bei den Bestellungen fällt weit geringer aus als in den Vorjahren, dafür sind die Abbestellungen gestiegen. Noch geht das in keiner Weise an die Substanz. Dennoch steht und fällt die redaktionelle Unabhängigkeit der „Blätter“ natürlich mit ihrer verlegerischen Unabhängigkeit. Deshalb würden wir uns speziell in diesem Jahr sehr freuen, wenn Sie darüber nachdenken könnten, ob Sie uns nicht mit einem Abonnement unterstützen möchten – als Weihnachtsgeschenk für einen guten Freund oder eine Freundin oder auch eine Tochter oder einen Sohn. Denn eines wissen wir seit vielen Jahren: Unsere größten Werbeträger und Unterstützerinnen sind Sie, unsere treuen Leserinnen und Leser. Deshalb sind wir für jede Empfehlung dankbar.
Unsere aktuelle Jahresendaktion – erstens das „Blätter“-Abo, dazu zweitens alle „Blätter“-Texte (seit dem ersten Erscheinen der Zeitschrift 1956) auf einem USB-Stick-Archiv, und drittens eine Buchprämie, entweder der ganz aktuelle, quasi druckfrische Reader der „Edition Blätter“ mit den wichtigsten Texten zum russischen Krieg in der Ukraine oder ein anderes Buch – finden Sie auch unter www.blaetter.de.
Das kommende Jahr, soviel dürfte heute schon feststehen, wird kaum weniger problematisch werden als das vergangene. Umso wichtiger ist und bleibt die politische Einordnung. Wir werden unser Bestes geben, auch weiterhin, Monat für Monat, für Sie die entscheidenden Ereignisse zu kommentieren und zu analysieren und neue Perspektiven und Alternativen aufzuzeigen.
Nun aber wünschen wir Ihnen, trotz alledem und umso mehr, besinnliche Weihnachtstage und einen guten Start in ein hoffentlich friedlicheres neues Jahr!
Ganz herzlich, Ihre „Blätter“-Redaktion
Berlin, im Dezember 2022