Albrecht von Lucke: Schicksalsjahr 2024. Putin, Hamas, Trump und die Logik der Zerstörung, S. 35-42
Das vergangene Jahr stand ganz im Zeichen zweier Kriegsschauplätze: der Ukraine und Israel/Palästinas. Wladimir Putin und die Hamas verbindet dabei eines, argumentiert „Blätter“-Redakteur Albrecht von Lucke: Sie setzen weniger auf Eroberung als auf blanke Zerstörung, auch unter Mithilfe ihrer Gegner, wie im Falle Israels. Diese Entgrenzung droht die normativ gebundenen liberalen Demokratien ins Hintertreffen geraten zu lassen – erst recht bei einem möglichen Wahlsieg Donald Trumps im November.
Robert Kagan: Amerika vor der Trump-Diktatur, S. 43-56
Eine zweite Präsidentschaft Donald Trumps wird immer wahrscheinlicher, getragen von einer weit verbreiteten Verachtung des politischen Systems. Damit aber ist die US-Demokratie in ihren Grundfesten bedroht, warnt der ehemalige republikanische Regierungsberater Robert Kagan. Denn Trump würde eine weitere Amtszeit zum Aufbau eines autoritären Staates nutzen und politische Gegner verfolgen lassen. Also stellt sich die Frage: Wer kann Trump noch stoppen – und mit welchen Mitteln?
Stefan Liebich: Is it the economy? Warum Biden gegen Trump zu verlieren droht, S. 57-64
Joe Biden kann sich beträchtliche wirtschaftspolitische Erfolge zugute halten. Dennoch ist er unpopulär, viele trauen ihm keine zweite Amtszeit zu, analysiert der zukünftige Leiter der Rosa-Luxemburg-Stiftung in New York, Stefan Liebich. Zudem büßt Biden durch seine Unterstützung Israels zahlreiche Stimmen im eigenen Lager ein. Entscheidend wird daher nicht zuletzt sein, ob sich die US-Linke noch einmal hinter dem 81jährigen versammeln kann.
Quinn Slobodian: Staat ohne Macht. Die Geburt des Anarchokapitalismus aus dem Geist des Rechtsradikalismus, S. 65-77
Mit dem neuen argentinischen Präsidenten Javier Gerardo Milei ist erstmals ein Vertreter des Anarchokapitalismus an der Macht. Die Ideologie hat Anhänger vor allem unter den Superreichen. Diese versuchen, das Projekt gezielt in die Realität umzusetzen. Der Historiker Quinn Slobodian analysiert diese Denkrichtung und erklärt, was ihre Vordenker im Kern vertreten: die Aufspaltung der Staatenwelt in ethnisch-homogene Zonen.
Irina Scherbakowa: Ist Frieden mit Putin möglich? Eine skeptische Binnensicht, S. 79-88
Angesichts der verfahrenen Lage in der Ukraine werden Rufe nach Verhandlungen lauter. Doch ein echter Friede bleibt so lange außer Reichweite, wie Wladimir Putin in Moskau herrscht, so die russische Menschenrechtlerin Irina Scherbakowa. Putins autoritären Schwenk bekamen zunächst all jene zu spüren, die wie sie die Verbrechen der Sowjetzeit aufarbeiteten. Heute rechtfertigt der Kreml seinen Krieg mit pseudohistorischen Mythen.
Annette Dittert: Die Tories vor dem Aus? Camerons Rückkehr und das Elend Rishi Sunaks, S. 89-94
Vor einem Jahr trat Rishi Sunak an, um die britische Regierung mit einer pragmatischen Politik aus dem Chaos und seine Tories aus dem Umfragetief zu führen. Mit beidem ist er gescheitert, so Annette Dittert, Leiterin des ARD-Studios London. Die Tories stehen damit vor dem Ende ihrer politischen Dominanz, aber auch die Demokratie hat Schaden genommen.
Wolf-Dieter Vogel: Mexiko: Das Erbe des linken Patriarchen. Wie 2024 eine Präsidentin das Land verändern könnte, S. 95-102
Andrés Manuel López Obrador erfreut sich auch nach fünf Jahren als Präsident großer Beliebtheit in Mexiko. Zwar ist er ein Populist, so der Journalist Wolf-Dieter Vogel, doch seine wahrscheinliche Nachfolgerin könnte die autoritären Züge der Politik ihres Vorgängers überwinden.
Dominik Rigoll: Umarmung und Abwehr. Wie nach 1945 eine rechte Sammlungspartei verhindert wurde, S. 103-113
Der Aufstieg der AfD wird oft mit dem der NSDAP verglichen. Der Historiker Dominik Rigoll plädiert dagegen für einen Blick auf die Gründungsjahre der Republik und zeichnet nach, warum damals, trotz vieler Alt-Nazis in öffentlichen Ämtern, keine AfD-ähnliche Partei entstand.
Yannick Haan: Für mehr Gleichheit: Erben für alle! S. 115-123
In Deutschland werden jährlich 400 Mrd. Euro vererbt – und diese Summe wird immer größer. Der Kommunikationswissenschaftler Yannick Haan analysiert, wie diese Tatsache die existierenden Ungleichheiten vertieft, und plädiert für ein Grunderbe für alle. Auf diese Weise ließe sich eine moderne Feudalgesellschaft verhindern.