Am 9. September starb der wortmächtige Theologe und mutige Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer. Seit 1990 gehörte er zum Herausgeberkreis der »Blätter«. Alljährlich nahm er an unseren Herausgeberkonferenzen teil. Mitreißend in seinen Beiträgen, aber auch nachdenklich, Unbeachtetes hervorhebend, so kannten und schätzten wir ihn. Wir erinnern an Friedrich Schorlemmer mit einem Nachruf seiner Weggefährtin, der Journalistin Bettina Röder, sowie mit seinen eigenen Worten, nämlich seinem ersten und seinem letzten Text in den »Blättern«, die beide, gerade im Lichte der jüngsten Wahlen, von bleibender Aktualität sind. Dieser, der letzte „Blätter“-Beitrag von Friedrich Schorlemmer erschien in der Ausgabe 5/2019. D. Red.
Ereignisse wie die 2018 in Chemnitz – und ich befürchte, es werden nicht die letzten dieser Art gewesen sein – lassen jeden Demokraten verzweifeln, ja fast verstummen. Die dort zusammengerotteten Personen sind für einen zivilisierten politischen Meinungsprozess nicht mehr erreichbar. Auf die komplexe Welt reagieren sie mit hoch vereinfachenden Denkmustern. Je einfacher, desto wirksamer.
Da kommen Leute – vornehmlich Männer – mit lang gepflegten Vorurteilen zusammen, die der kritischen Rückfrage nicht mehr zugänglich sind. Es sind eher geistig Genügsame, politisch Unreflektierte, emotional hoch Aufgeladene, eindeutig national oder auch nationalistisch Denkende und Empfindende.