Ausgabe Oktober 2024

»Wehe, wenn sie losgelassen / wachsend ohne Widerstand«

Am 9. September starb der wortmächtige Theologe und mutige Bürgerrechtler Friedrich Schorlemmer. Seit 1990 gehörte er zum Herausgeberkreis der »Blätter«. Alljährlich nahm er an unseren Herausgeberkonferenzen teil. Mitreißend in seinen Beiträgen, aber auch nachdenklich, Unbeachtetes hervorhebend, so kannten und schätzten wir ihn. Wir erinnern an Friedrich Schorlemmer mit einem Nachruf seiner Weggefährtin, der Journalistin Bettina Röder, sowie mit seinen eigenen Worten, nämlich seinem ersten und seinem letzten Text in den »Blättern«, die beide, gerade im Lichte der jüngsten Wahlen, von bleibender Aktualität sind. Dieser, der letzte „Blätter“-Beitrag von Friedrich Schorlemmer erschien in der Ausgabe 5/2019. D. Red.

Ereignisse wie die 2018 in Chemnitz – und ich befürchte, es werden nicht die letzten dieser Art gewesen sein – lassen jeden Demokraten verzweifeln, ja fast verstummen. Die dort zusammengerotteten Personen sind für einen zivilisierten politischen Meinungsprozess nicht mehr erreichbar. Auf die komplexe Welt reagieren sie mit hoch vereinfachenden Denkmustern. Je einfacher, desto wirksamer.

Da kommen Leute – vornehmlich Männer – mit lang gepflegten Vorurteilen zusammen, die der kritischen Rückfrage nicht mehr zugänglich sind. Es sind eher geistig Genügsame, politisch Unreflektierte, emotional hoch Aufgeladene, eindeutig national oder auch nationalistisch Denkende und Empfindende.

»Blätter«-Ausgabe 10/2024

Sie haben etwa 15% des Textes gelesen. Um die verbleibenden 85% zu lesen, haben Sie die folgenden Möglichkeiten:

Artikel kaufen (1.00€)
Digitalausgabe kaufen (11.00€)
Druckausgabe kaufen (11.00€)
Anmelden

Aktuelle Ausgabe Dezember 2025

In der Dezember-Ausgabe ergründet Thomas Assheuer, was die völkische Rechte mit der Silicon-Valley-Elite verbindet, und erkennt in Ernst Jünger, einem Vordenker des historischen Faschismus, auch einen Stichwortgeber der Cyberlibertären. Ob in den USA, Russland, China oder Europa: Überall bilden Antifeminismus, Queerphobie und die selektive Geburtenförderung wichtige Bausteine faschistischer Biopolitik, argumentiert Christa Wichterich. Friederike Otto wiederum erläutert, warum wir trotz der schwachen Ergebnisse der UN-Klimakonferenz nicht in Ohnmacht verfallen dürfen und die Narrative des fossilistischen Kolonialismus herausfordern müssen. Hannes Einsporn warnt angesichts weltweit hoher Flüchtlingszahlen und immer restriktiverer Migrationspolitiken vor einem Kollaps des globalen Flüchtlingsschutzes. Und die Sozialwissenschaftler Tim Engartner und Daniel von Orloff zeigen mit Blick auf Großbritannien und die Schweiz, wie wir dem Bahndesaster entkommen könnten – nämlich mit einer gemeinwohlorientierten Bürgerbahn. 

Zur Ausgabe Probeabo

Weitere Artikel zum Thema