Ausgabe September 2024

Kurzgefasst

Annika Brockschmidt: Klassenkämpfer JD Vance? Die national-soziale Wende der Republikaner, S. 47-52

Donald Trumps Vizepräsidentschaftskandidat stellt sich gern als Freund der Arbeiterklasse dar. Die Journalistin Annika Brockschmidt analysiert seine Rhetorik und die verschiedenen ideologischen Quellen, aus denen Vance schöpft. Sie kommt zu dem Schluss: Wenn er von Arbeitern spricht, geht es ihm vor allem um weiße, heterosexuelle Familienväter.

Maximilian Steinbeis: Von der Opposition zur Obstruktion. Die drohende Blockademacht der AfD in Thüringen, S. 53-62

Die AfD könnte bei den Landtagswahlen eine Sperrminorität erreichen. Wie sie mit dieser Blockademacht demokratische und rechtsstaatliche Prozesse gefährlich stören könnte, beschreibt der Jurist Maximilian Steinbeis. Dies zu erkennen, müsse ein erster Schritt zu demokratischer Resilienz sein.

Volker Ullrich: Generalprobe in Thüringen. Wie die NSDAP 1930 die Zerstörung der Demokratie übte, S. 63-72

1930 zieht mit Wilhelm Frick erstmals ein NSDAP-Mitglied in eine Landesregierung ein. Er übernimmt das Innen- und das Volksbildungsministerium. Der Historiker Volker Ullrich zeigt, wie Thüringen sich so zum Experimentierfeld für die spätere Machtübernahme auf Reichsebene entwickelte.

Sebastian Friedrich und Nils Schniederjann: Unsichere Zukunft, autoritäre Antwort. Wie die AfD bei der Jugend punktet, S. 73-78

Immer mehr junge Menschen wählen die AfD. Je krisenhafter die Gegenwart werde, so die Journalisten Sebastian Friedrich und Nils Schniederjann, desto mehr rüsten sich Teile der Jugend für den Konkurrenzkampf – und wenden sich einem völkisch-sozialen Modell zu.

Mohammad Sarhangi: »Mit Ausländerkindern spielen wir nicht«. Wie sich das Ausgeschlossensein in den Körper einschreibt, S. 79-86

Für zugewanderte Menschen und ihre Nachfahren sind Ausgrenzungserlebnisse in Deutschland alltäglich. Welche Emotionen diese auslösen und wie sich im Laufe der Zeit mit den Feindbildern auch die emotionalen Reaktionen verändern, beschreibt der Historiker Mohammad Sarhangi.

Annette Vowinckel: Gewalttätige Bilder. Von Gebrauch und Missbrauch der Fotos aus dem Nahen Osten, S. 87-92

Fotos können als Dokumentation, als Würdigung, aber auch zur Entwürdigung der Opfer dienen. Die Historikerin Annette Vowinckel beschreibt, wie Bilder aus Israel und Gaza als Waffen im Kampf um Meinungen und Emotionen eingesetzt werden und plädiert für einen differenzierten Umgang.

Petra Pinzler: Mehr Ökologie wagen! Wie sich die Grünen bis zur Unkenntlichkeit angepasst haben, S. 93-100

Die Grünen spüren gerade erheblichen Gegenwind. Das liegt auch daran, dass sie nicht mehr als zukunftsorientiert wahrgenommen werden, so die Journalistin Petra Pinzler. Dabei könnten die Grünen sogar zur Volkspartei avancieren, wenn sie offensiv eine sozial-ökologische Vision vertreten würden.

Jörn Boewe und Johannes Schulten: Planlos ins sozial-ökologische Desaster: Das Versagen der europäischen Autoindustrie, S. 101-107

Seit kurzem erhebt die EU zusätzliche Einfuhrzölle auf Elektroautos aus China. Ein rückwärtsgewandter Schritt, so die Journalisten Jörn Boewe und Johannes Schulten, den die Autoindustrie nur deshalb fordert, weil sie den Umstieg auf Elektromobilität verschlafen hat.

Neelke Wagner: Ein teures Ablenkungsmanöver: Die Mär von der CO2-Endlagerung, S. 109-114

Die Idee, CO2 mittels CCS-Verfahren zu speichern, erfreut sich wachsenden Beliebtheit innerhalb der EU. Statt wirksam den Klimawandel zu bremsen, geht die Politik damit falschen Versprechen der Öl- und Gaslobby auf den Leim, kritisiert die Politikwissenschaftlerin Neelke Wagner.

Albert Scharenberg: Zwölf Artikel für die »Freyheyt«: 500 Jahre Großer Bauernkrieg, S. 115-127

Mit einem Aufstand im Süden des Schwarzwalds begann 1524 der Bauernkrieg. Der Historiker Albert Scharenberg erläutert, warum die Bauern scheiterten und welche Rolle Martin Luther dabei spielte. Um Luther zu feiern, habe die Erinnerungspolitik die Bauern und ihr Programm zu lange ignoriert. Dabei sei dieses ein Vorläufer späterer Menschenrechtskataloge.

Aktuelle Ausgabe September 2025

In der September-Ausgabe plädiert Lea Ypi für eine Migrationsdebatte im Sinne der Aufklärungsphilosophie. Cinzia Sciuto fordert, der zunehmenden Aushöhlung des Völkerrechts mit einer entschiedenen Verteidigung desselben zu begegnen – und nicht mit Resignation und falschem Realismus. Für Georg Diez markieren die Kriegsverbrechen in Gaza und die fehlenden Reaktionen darauf einen Epochenbruch; sie stünden für nicht weniger als den Verrat des Westens an der Humanität. Herfried Münkler analysiert, wie Kriege historisch endeten und Friedenszeiten begannen und was das mit Blick auf den Ukrainekrieg bedeutet. Simone Schlindwein deckt auf, wie Russland junge Afrikanerinnen mit falschen Versprechen für die Kriegswirtschaft rekrutiert. Warum die grüne Digitalisierung ein Mythos ist und was der KI-Boom den Globalen Süden kostet, erläutern Ingo Dachwitz und Sven Hilbig. Und Eva-Maria Klinkisch sowie Markus Rieger-Ladich zeigen auf, wie Long Covid-Betroffene von der Gesellschaft und dem Gesundheitssystem systematisch ignoriert werden – und was dagegen zu tun ist. 

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