Studie des WSI zur Kinderarmut in Deutschland, 10.1.2016
Kinder sind in Deutschland nach wie vor besonders von Armut betroffen: 19 Prozent aller Mädchen und Jungen unter 18 Jahren leben in einem einkommens- armen Haushalt. Der Anteil der armen Kinder verharrt damit seit 1996 auf hohem Niveau. Die Unterschiede nach Region sind weiterhin beträchtlich. Zudem besteht die Befürchtung, dass die Kinderarmut aufgrund der aktuellen Einwanderungswelle wieder steigen wird.
Generell zeigt sich, dass Kinderarmut im Osten (24,6 Prozent) weiterhin verbreiteter ist als im Westen (17,8 Prozent). Vier der sechs Regionen, in denen die Kinderarmut mehr als 25 Prozent beträgt, sind in Ostdeutschland (inkl. Berlin) zu finden. Andersherum liegen die fünf Regierungsbezirke, in denen weniger als 13 Prozent der Kinder in Armut leben, alle in den beiden westdeutschen Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg.
Die Unterschiede zwischen den (ehemaligen) Regierungsbezirken lassen sich in der Hauptsache auf die Arbeitsmarktlage, aber auch auf die Zusammensetzung der Haushalte zurückführen. So hat die abnehmende Bedeutung der Ehe zu einer steigenden Zahl von Alleinerziehenden geführt. Haushalte von Alleinerziehenden haben jedoch ein weitaus höheres Armutsrisiko als Paarhaushalte mit Kindern.
Seit einigen Jahren hat die Bundesrepublik jedoch wieder eine steigende Zahl von Asylsuchenden zu verzeichnen. Im Oktober 2015, dem letzten Monat, für den Daten vorliegen, waren es 14.100 Kinder. Von diesen kamen 66,8 Prozent aus den Krisengebieten in Syrien, Irak und Afghanistan. Nachdem der Zustrom vom Balkan nachgelassen hat, stellten diese Länder zuletzt nur noch einen Anteil von 13,9 Prozent. Eurostat-Zahlen zufolge erreichten 2014 auch 3.785 Jungen und 595 Mädchen die Bundesrepublik ohne ihre Eltern bzw. wurden nach der Einreise zurückgelassen, darunter 275 Kinder unter 14 Jahren. Über drei Viertel von ihnen kam aus Afghanistan, Eritrea, Syrien, Somalia und dem Irak.
Familien mit Kindern, die aus zentralen Herkunftsgebieten der gegenwärtigen Flüchtlingswelle eingewandert sind, tragen im Vergleich zum Durchschnitt aller Familien mit Kindern („insgesamt“) ein deutlich erhöhtes Armutsrisiko. Vor diesem Hintergrund erscheint es gerechtfertigt davon auszugehen, dass das Armutsrisiko der Familien systematisch nach ihrer Herkunft variiert. Die Ursachen dieser Unterschiede sind vor allem im Arbeitsmarkt zu suchen. In der Gesamtbevölkerung war die Arbeitslosenquote 2014 mit nur 5,0 Prozent niedriger und die Beschäftigungsquote mit 75,4 Prozent höher als unter den hier betrachteten Einwanderergruppen.
Die gesamte Studie finden Sie hier.