Dokumente zum Zeitgeschehen

»Antifeminismus wird zu einem weiteren Markenzeichen«

Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung zum Familien- und Geschlechterbild der AfD, März 2014

Die ›Alternative für Deutschland‹ existiert nun ein Jahr. Während von Anfang an eine strake Orientierung auf familienpolitische Themen bestand, entwickelte sich erst nach und nach eine geschlechterpolitische Positionierung.

Im Sommer 2013 zeigten sich geschlechterpolitische Auseinandersetzungen zunächst im Konflikt um die gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft. Mit dem Rücktritt von Franz Niggemann, der hierfür explizit als Grund die zunehmende Dominanz der konservativen Position von Beatrix von Storch benannte, scheinen sich heteronormative Positionen zugunsten klassischer Familienkonstellationen (Vater, Mutter, Kinder) durchgesetzt zu haben. Bernd Luckes Statement zum Outing des schwulen Fußballspielers Hitzlsperger unterstreicht diese Dominanz.

Die sehr deutlichen Antworten der Mitgliederbefragung zu geschlechterpolitischen Themen gegen Gender-Mainstreaming und Gleichstellungspolitik machen deutlich, dass auch die Parteibasis antifeministisch und heteronormativ eingestellt ist.

Es ist nicht ausgeschlossen, dass die AfD zusätzlich zur Euro-Kritik und der Positionierung als ›Anti-Parteien-Partei‹ einen dezidiert antifeministischen dritten Schwerpunkt ausbaut: Die radikalen Kritik an jeder Form von Gleichstellungspolitik, von der AfD als ›Genderismus‹ diffamiert, könnte zum dritten Markenzeichen der Partei avancieren.

Der Arbeitskreis ›Christen in der Alternative für Deutschland‹ wird als ein Motor für eine solche Entwicklung arbeiten. Darüber hinaus hat die Zivile Koalition anhand des Erfolgs der Europäischen Bürgerinitiative ›One-of-Us‹ und der Zurückweisung des Estrela-Berichts die Kampagnenfähigkeit unter Beweis gestellt. Beide Kampagnen waren europaweit koordinierte Aktionen. Da die AfD bei allen Meinungsumfragen der letzten Wochen zum Europäischen Parlament bei über 5 Prozent erreichte, ist davon auszugehen, dass Beatrix von Storch, die auf Platz 4 bei der AfD kandidiert, der Einzug ins Parlament gelingt, wodurch die europaweit koordinierte Kampagnenfähigkeit der ›Zivilen Koalition‹ noch weiter gestärkt wird.

Ein neues Phänomen sind die als antifeministisch und mindestens latent homophob einzuschätzenden Demonstrationen gegen den Bildungsplan 2015 in Stuttgart, an denen die AfD beteiligt ist. AfDler in NRW versuchen bereits, ähnliche Proteste zu initiieren.

Vor dem Hintergrund der anwachsenden ›Märsche für das Leben‹ könnte der AfD mit ihrer bundesweiten politischen Struktur eine katalytischen Funktion für größere antifeministische Demonstrationen zukommen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.