Armutsbericht 2016 des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, 23.02.2016
Die gesamtdeutsche Armutsquote betrug im Jahr 2014 15,4 Prozent. Dabei gilt als arm, wer weniger als 60 Prozent des bundesweiten Durchschnitts verdient. Gegenüber den 15,5 Prozent des Vorjahres ist es ein Rückgang um 0,1 Prozentpunkte bzw. um 0,7 Prozent. Der Aufwärtstrend der Armutsquote seit 2006 (14,0 Prozent) ist damit für 2014 erst einmal gestoppt. Ob er damit tatsächlich beendet ist oder ob wir gar am Beginn einer Trendumkehr stehen, werden die nächsten Jahre zeigen müssen.
Bezeichnend ist jedoch, dass sich, ähnlich wie in den Vorjahren, das gute Wirtschaftswachstum 2014 mit einem Anstieg von 1,6 Prozent des preisbereinigten Bruttoinlandsprodukts nicht in einer ebenso deutlich sinkenden Armut niedergeschlagen hat. Vielmehr zeigt der langjährige Vergleich von Bruttoinlandsprodukt und Armutsquote, dass sich eine sinnvolle Korrelation nicht mehr erkennen lässt. Die Entwicklung der Armut scheint von der wirtschaftlichen Entwicklung und der Entwicklung des gesamtgesellschaftlichen Reichtums mehr oder weniger abgekoppelt, ein Indiz dafür, dass es sich bei der Einkommensarmut in Deutschland weniger um ein wirtschaftliches als ganz offensichtlich um ein politisches Problem handelt, da wirtschaftliches Wachstum nicht „automatisch“ zu einer armutsverhindernden Verteilung des Mehrerwirtschafteten führt. Im Gegenteil, die Einkommensschere öffnet sich noch weiter.
Die Bereiche, in denen die Politik ansetzen muss, werden deutlich durch die Risikogruppen angezeigt: Alleinerziehende sind zu 41,9 % arm, Familien mit drei und mehr Kindern zu 24,6 %, Erwerbslose zu 57,6%, Menschen mit niedrigem Qualifikationsniveau zu 30,8%, Ausländer zu 32,5% sowie generell Menschen mit Migrationshintergrund zu 26,7%.
Die nötigen Maßnahmen sind nur eine Frage des politischen Willens. Mit der Erhebung einer Steuer auf sehr hohe Vermögen, einer Erbschaftssteuer, die diesen Namen tatsächlich verdient und einer stärkeren Besteuerung sehr hoher Einkommen hätten wir die Instrumente dazu
Den vollständigen Bericht als PDF finden Sie hier.