Dokumente zum Zeitgeschehen

»Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung in der EU«

Pressemitteilung des Statistischen Amtes der Europäischen Union (EuroStat), 8.2.2012

Im Jahr 2010 waren 115 Millionen Personen bzw. 23,4% der Bevölkerung in der EU27 von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht. Das bedeutet, dass sie von mindestens einer der folgenden drei Lebensbedingungen betroffen waren: von Armut bedroht, unter erheblicher materieller Entbehrung leiden1 oder in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben. Die Verringerung der Anzahl der Personen in der EU, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung betroffen sind, ist ein Leitindikator der Europa 2020 Strategie.

Im Jahr 2010 wurden die höchsten Anteile von Personen, die von Armut oder sozialer Ausgrenzung gefährdet waren, in Bulgarien (42%), Rumänien (41%), Lettland (38%), Litauen (33%) und Ungarn (30%) verzeichnet und die niedrigsten Anteile in der Tschechischen Republik (14%), Schweden und den Niederlanden (je 15%), Österreich, Finnland und Luxemburg (je 17%).

Diese Daten stammen aus einem Bericht, der von Eurostat, dem statistischen Amt der Europäischen Union, herausgegeben wird. Diese Veröffentlichung basiert auf Daten der EU-SILC Erhebung.

16% der Bevölkerung in der EU27 waren armutsgefährdet…

Bei der Betrachtung der drei einzelnen Komponenten, die Armutsgefährdung und soziale Ausgrenzung ausmachen, zeigt sich, dass 16% der Bevölkerung in der EU27, nach Zahlung von Sozialleistungen, von Armut gefährdet waren. Das bedeutet, dass ihr verfügbares Einkommen unter der nationalen Armutsgefährdungsschwelle liegt. Lettland, Rumänien, Bulgarien und Spanien (je 21%) hatten die höchsten Armutsgefährdungsquoten und die Tschechische Republik (9%), die Niederlande (10%), die Slowakei, Österreich und Ungarn (je 12%) die niedrigsten.

…8% litten unter erheblicher materieller Entbehrung…

In der EU27 litten 8% der Bevölkerung unter erheblicher materieller Entbehrung. Dies bedeutet, dass ihre Lebensbedingungen auf Grund von fehlenden Mitteln eingeschränkt waren, bspw. dass sie nicht in der Lage waren ihre Rechnungen zu bezahlen, ihre Wohnung angemessen zu beheizen oder einen einwöchigen Jahresurlaub weg von zu Hause zu finanzieren. Die Anteile derjenigen, die unter erheblicher materieller Entbehrung leiden, unterschieden sich deutlich zwischen den Mitgliedstaaten und reichten von 1% in Luxemburg und Schweden bis 35% in Bulgarien und 31% in Rumänien.

…und 10% lebten in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit

Mit Hinblick auf den Indikator zur niedrigen Erwerbstätigkeit, lebten 10% der Bevölkerung unter 60 Jahren in der EU27 in Haushalten, in denen die Erwachsenen im vorhergehenden Jahr insgesamt weniger als 20% ihres Erwerbspotentials ausgeschöpft haben. Das Vereinigte Königreich und Belgien (je 13%) wiesen die höchsten Anteile derjenigen auf, die in einem Haushalt mit sehr niedriger Erwerbstätigkeit leben, und Luxemburg, Schweden und die Tschechische Republik (je 6%) die niedrigsten.

Kinder sind stärker von Armut oder sozialer Ausgrenzung bedroht als der Rest der Bevölkerung

In der EU27 waren im Jahr 2010 27% der Kinder unter 18 Jahren von mindestens einer der drei Formen der Armut oder der sozialen Ausgrenzung betroffen, gegenüber 23% der Erwerbsbevölkerung (im Alter von 18-64 Jahren) und 20% der älteren Bevölkerung (im Alter von 65 Jahren und älter). In 20 Mitgliedstaaten waren Kinder am häufigsten betroffen, während in Bulgarien, Slowenien, Finnland und Schweden ältere Personen am häufigsten gefährdet waren. In Dänemark war die Erwerbsbevölkerung am häufigsten betroffen.