Studie des Forums für ökologisch-soziale Marktwirtschaft (FÖS) und des Öko-Instituts, 6.9.2021
Die entstehenden Kosten durch die Klimakrise betreffen verschiedenen Gesellschaftsgruppen in unterschiedlich starkem Maße. So werden Anpassungen an die Klimakrise im Wohnsektor nicht nur für Mieter*innen zu spüren sein, sondern auch einkommensschwache Eigentümer*innen, wie Rentner*innen. Geringverdienende wohnen häufig in un- oder teilsanierten Immobilien, die in den nächsten Jahren modernisiert werden müssen, um den Anforderungen der Klimakrise gerecht zu werden. Dies geht mit steigenden Mieten einher. Alternativ wohnen sie weiter in unsaniertem Wohnraum und werden so u.a. durch hohe Raumtemperaturen (mit Folgewirkungen wie schlechter Schlaf etc.) belastet. Steigende Lebensmittelpreise werden besonders untere Einkommensgruppen treffen, da diese einen größeren Anteil ihres Budgets für Grundbedürfnisse ausgeben müssen.
Darüber hinaus ist die Mobilität zu nennen, welche durch Klimaschäden in der Verkehrsinfrastruktur und höheren Preisen im Individualverkehr, aber auch ÖPNV erschwert wird. Der Unterschied ist hier, dass die Verkehrsinfrastruktur meist ein öffentliches Gut ist und durch die öffentliche Hand (Bund, Länder, Kommunen) finanziert wird. So hängt hier die Verteilungswirkung davon ab, wem die Kosten der Beseitigung der zu erwartenden Schäden aufgebürdet werden. Ein Teil wird sicherlich aus allgemeinen Steuergeldern finanziert, doch auch Fahrkartenpreise werden bei einem steigenden Bedarf in Infrastrukturinvestitionen steigen. Die Klimakrise birgt zudem gesundheitliche Gefahren. Durch vermehrte und extremere Hitzetage wird der Körper stark belastet, was besonders problematisch für chronisch Kranke, alte Menschen und Babys ist (RKI 2010). Der extreme Sommer 2018 forderte bereits 20.200 Hitzetote über 65 Jahre in Deutschland (Institute for Global Health 2020). Sozial benachteiligte Personen haben weniger Anpassungsmöglichkeiten an die zunehmende Hitze und sind somit stärker von gesundheitlichen Problemen betroffen.
Die Klimakrise betrifft Gesellschaftsgruppen und Wirtschaftsakteure in unterschiedlichem Maße. Da besonders die Kosten für Grundbedürfnisse steigen, führt dies zu negativen Verteilungswirkungen. Eine populäre Erzählung ist, dass Geringverdienende durch weitreichende Klimaschutzmaßnahmen zu stark belastet würden. Doch es zeigt sich, dass besonders sozial benachteiligte und vulnerable Gruppen unter den Folgen der Klimakrise leiden werden. Haushalte mit geringerem Einkommen geben einen größeren Anteil ihres Budgets für die genannten Grundbedürfnisse aus. Bei steigenden Preisen führt das dazu, dass sie stärker belastet werden, relativ zu ihrem verfügbaren Budget und weniger oder überhaupt keinen finanziellen Spielraum für Anpassungsmaßnahmen bestehen; bzw. dass im Falle einer fortschreitenden Klimakrise das komplette zur Verfügung stehende Budget für die Befriedigung der Grundbedürfnisse genutzt werden müsste und kein Geld für darüberhinausgehende Ausgaben bliebe.
Die vollständige Studie finden Sie hier.