Dokumente zum Zeitgeschehen

»Das Marktverhalten deutscher Supermärkte unterminiert weltweit die Durchsetzung von Arbeitsrechten«

Studie von Oxfam, 1.3.2022

Satte Gewinne auf der einen, Hunger löhne auf der anderen Seite: Die Ungleichheit entlang der Lieferketten unserer Lebensmittel ist enorm. Das Jahreseinkommen einer Arbeiter*in auf einer Ananasplantage in Costa Rica verdient Lidl- und Kaufland Eigentümer Dieter Schwarz in sechs Sekunden. Machten die deutschen Supermärkte während der Pandemie Rekordgewinne, mussten Arbeiter*innen auf Plantagen für Lebensmittel in den Supermarktregalen für Löhne arbeiten, die kaum reichen, um eine Familie zu ernähren. Besonders prekär ist die Situation für Migrant*innen, die in der Landwirtschaft arbeiten. Viele Lebensmittellieferketten würden ohne sie zusammenbrechen. Bei manchen Produkten machen sie sogar die Mehrheit der Arbeiter*innen aus. Viele verlassen ihre Heimat, um als Saisonarbeiter*innen Geld zu verdienen. Dabei müssen sie oft ausbeuterische Arbeitsverhältnisse in Kauf nehmen. Für viele Migrant*innen sind diese Arbeitsverhältnisse angesichts der schwierigen Lage in ihrem Herkunftsland dennoch die beste unter vielen schlechten Optionen.

Aufgrund ihrer Marktmacht haben deutsche Supermärkte großen Einfluss auf die Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferbetrieben und müssen deshalb Verantwortung für die Rechte von Arbeiter*innen in ihren Lieferketten übernehmen. Ihr Marktverhalten unterminiert jedoch die Durchsetzung von Arbeitsrechten am Anfang der Lieferkette. Sie üben massiven Druck auf die Lieferanten und Produzenten aus: Nur wer im Einkauf billig ist, kommt ins Supermarktregal. Unternehmen, die ihre Produkte in Deutschland verkaufen wollen, kommen an diesen Vorgaben kaum vorbei. Denn die vier großen Supermarktketten Rewe mit Penny, Aldi Süd und Nord, Edeka mit Netto und die Schwarz-Gruppe, zu der Lidl und Kaufland gehören, teilen sich mehr als 85 Prozent des deutschen Lebensmitteleinzelhandels.

Die Supermarktketten sind in der Verantwortung, etwas an diesen Zuständen zu ändern. Dafür müssen sie angemessene Preise zahlen, welche die Zahlung existenzsichernder Löhne ermöglichen. Und auch die Bundesregierung ist auf nationaler und EU-Ebene in der Pflicht: Das verabschiedete deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, nach dem sich Unternehmen in Deutschland ab 2023 um Menschenrechte und Umweltbelange in ihrer Lieferkette kümmern müssen, muss nachgeschärft und ambitioniert umgesetzt werden. Zudem muss sich die Bundesregierung für eine wirksame gesetzliche Regelung zur menschenrechtlichen Sorgfaltspflicht auf EU-Ebene stark machen und Betroffenen von Arbeitsrechtsverletzungen Zugang zu Rechtsschutz verschaffen.

Die vollständige Studie finden Sie hier.