Dokumente zum Zeitgeschehen

»Der Neoliberalismus ist überbewertet«

Studie des Internationalen Währungsfonds, 27.5.2016 (engl. Originalfassung)

In einer neuen Studie ziehen zwei Ökonomen des Internationalen Währungsfonds Bilanz nach über drei Jahrzehnten neoliberaler Strukturreformen. Überaschenderweise fällt ihre Bewertung durchwachsen aus: Zwar habe neoliberale Wirtschaftspolitik dabei geholfen, Millionen Menschen aus tiefster Armut zu befreien, und auch die Privatisierung staatlicher Unternehmen habe meist positive Auswirkungen gehabt, doch insgesamt sei es unklar, ob neoliberale Reformen erfolgreich waren. "Anstatt Wachstum zu schaffen, verstärken einige neoliberale Maßnahmen die Ungleichheit und gefährden so einen dauerhaften Aufschwung," resümieren die Autoren ihre Ergebnisse. Die Kosten neoliberaler Politik in Form eines dramatischen Anstiegs der Ungleichheit könnten auch dann nicht ignoriert werden, folgern sie, wenn Wirtschaftswachstum das "alleinige oder das Hauptziel der neoliberalen Agenda darstellt", denn Ungleichheit gefährde nicht nur das Wachstumspotential, sondern vor allem die Nachhaltigkeit des Wachstums. Auch in unregulierten Kapitalmärkten sehen die Autoren ein Risiko: Sie führten zu wirtschaftlicher Instabilität, während eine positive Auswirkung auf das Wirtschaftswachstum keineswegs gewiss sei.

Auch die Notwendigkeit eines ausgeglichenen Haushaltes stellen die Autoren der Studie in Frage: Nicht nur sei es nicht erwiesen, dass eine hohe Staatsverschuldung zwingend dem Wachstum schade, vor allem werde eine Wirtschaftskrise verstärkt, reagiert man auf sie mit Kürzungen. Indem eine solche Sparpolitik auch die Ungleichheit verstärke, könne sie eine "Feedbackschleife" erschaffen, welche eine wirtschaftliche Erholung erschwere.

Abschließend kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass die "positiven Auswirkungen wichtiger Elemente der neoliberalen Programmatik  überbewertet werden", während die Gefahren und die negativen Auswirkungen nicht ausreichend anerkannt würden. Die Politik sollte sich stattdessen mehr als bisher einer Umverteilungspolitik zuwenden.

Die ausführlichen Ergebnisse der Studie lesen Sie hier.