Report der IPPNW, 17.2.2016
Die gesundheitlichen Folgen der Atomkatastrophen dauern bis heute an und die Kapitel Tschernobyl und Fukushima dürfen noch jahrzehntelang nicht geschlossen werden. Jenseits der Kontroversen um die Folgen langfristiger Strahlenexposition mehren sich anerkannte wissenschaftliche Publikationen, die nachweisen, dass sogenannte "Niedrigstrahlung" wesentlich gefährlicher ist als bislang angenommen.
Schon sehr kleine Strahlendosen führen zu signifikant erhöhten Risiken für Krebs, Herzkreislauferkrankungen, perinataler Sterblichkeit sowie Fehlbildungen bei Neugeborenen. Außerdem ist in großen Teilen Zentral- und Osteuropas und in Teilen Asiens das Geburtengeschlechtsverhältnis nach Tschernobyl sprunghaft und hochsignifikant angestiegen. Dieser Effekt weist deutlich auf eine Beeinträchtigung der menschlichen Erbanlagen durch "Niedrigstrahlung" hin.
Die Atomkatastrophe von Fukushima ist noch lange nicht vorbei. Tagtäglich fließen laut Angaben von TEPCO ca. 300 Tonnen radioaktives Abwasser ins Meer. Millionen von Menschen wurden und werden seit Beginn der Katastrophe erhöhten Strahlendosen ausgesetzt. Auch der Super-GAU von Tschernobyl betrifft 30 Jahre später noch immer Millionen von Menschen weltweit: mehr als 830.000 AufräumarbeiterInnen ("LiquidatorInnen"), 350.000 Evakuierte aus der 30 km-Zone und weiteren sehr stark kontaminierten Regionen, 8,3 Millionen Menschen aus den stark strahlenbelasteten Regionen in Russland, Weißrussland und der Ukraine sowie 600 Millionen Menschen in anderen Teilen Europas, die geringeren Strahlendosen ausgesetzt wurden.
Institutionen wie die Internationale Atomenergieorganisation (IAEO) und der Wissenschaftliche Ausschuss der Vereinten Nationen zur Untersuchung der Auswirkungen der atomaren Strahlung (UNSCEAR) spielen die Folgen der atomaren Katastrophen bis heute herunter.
"Der öffentliche Diskurs zu den gesundheitlichen Folgen der atomaren Katastrophen sollte nicht um Profite, Macht und politischen Einfluss geführt werden, sondern das Schicksal und die Gesundheit der betroffenen Menschen im Blick haben. Die Gesundheitsrisiken müssen von unabhängigen Wissenschaftlern untersucht werden, und jeder Verdacht auf Beeinflussung durch die Atomindustrie und ihre politischen Unterstützer muss ausgeschlossen sein. Es geht um das universelle Recht eines jeden Menschen auf Gesundheit und das Leben in einer gesunden Umwelt", erklären der stellvertretende IPPNW-Vorsitzende Dr. Alex Rosen und die IPPNW-Europa-Vorsitzende Dr. Angelika Claußen.
Den kompletten Bericht finden Sie hier.