Dokumente zum Zeitgeschehen

»Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung sind gravierend«

Studie von Aktion Mensch, 30.11.2021

Die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf den Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung sind gravierend. Das Inklusionslagebarometer liegt aktuell mit 106,4 Punkten deutlich unter seinem Vorjahreswert von 107,7. Während 2020 noch drei der betrachteten sechs Regionen ihr Ergebnis verbessern konnten, verschlechterte sich – Pandemie-bedingt – die Arbeitsmarktsituation von Menschen mit Behinderung durchweg in erheblichem Maße. Die Spitze verteidigt ein weiteres Mal Ostdeutschland mit einem Wert von 113,3 (Vorjahr: 113,9). Schlusslicht ist in diesem Jahr erneut Nordrhein-Westfalen mit einem Wert von 104,1 (Vorjahr: 105,4). Insgesamt kann es angesichts dieses Ergebnisses kein Trost sein, dass sich die Arbeitsmarktchancen von Schwerbehinderten im vergangenen Jahr weniger schlecht entwickelt haben als die der Kolleg*innen ohne Behinderung, denn die langfristigen negativen Auswirkungen von Wirtschaftskrisen sind für Menschen mit Behinderung deutlicher zu spüren als für nichtbehinderte Menschen.

Bereits zu Beginn des Jahres 2020 war absehbar, dass der zehn Jahre währende stetige Aufschwung auf dem deutschen Arbeitsmarkt, an dem auch Menschen mit Behinderung teilhatten, infolge der konjunkturellen Schwächephase (vorübergehend) zu Ende gehen würde. Der Beschäftigungsaufbau hat sich schon 2019 verlangsamt und die Arbeitslosigkeit ist erstmals seit langem gegen Jahresende wieder leicht angestiegen. Obwohl sich der Arbeitsmarkt ein Stück weit von der Konjunktur abgekoppelt hat – es dominieren strukturelle Einflüsse (langfristige Entwicklungen, wie z. B. der Fachkräftemangel infolge des Renteneintritts der Babyboomer), eine Entwicklung, die sich in der Zukunft noch verstärken wird –, war zu erwarten, dass sich auch der Arbeitsmarkt für Menschen mit Behinderung im Jahr 2020 eintrüben würde.

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Angesichts von fast 170.000 arbeitslosen Menschen mit Behinderung und 44.000 Betrieben im Jahr 2020, die nicht alle Pflichtarbeitsplätze besetzen, kommt der räumlichen und digitalen Barrierefreiheit eine wichtige Rolle zu, um den Beschäftigungsgrad spürbar zu erhöhen. Denn es ist nicht auszuschließen, dass eine Vielzahl von Unternehmen durchaus bereit ist, neue Mitarbeiter*innen mit einer Beeinträchtigung einzustellen, diesem Vorhaben aber Barrieren baulicher Art oder eine fehlende moderne Computer- und Softwareausstattung entgegenstehen. Je mehr Unternehmen und Betriebe also behinderungsgerechte Arbeits- und Ausbildungsplätze aufweisen, desto besser sind die Voraussetzungen/Rahmenbedingungen für die Neueinstellung schwerbehinderter Bewerber*innen – und desto weniger Erwerbstätige müssen aufgrund eines Unfalls oder einer Erkrankung ihren Beruf aufgeben.

Die vollständige Studie finden Sie hier.