Bericht von Human Rights Watch, 8.2.2024
Unseren Recherchen zufolge starben während der russischen Belagerung und in den darauffolgenden Monaten Tausende von Zivilist*innen. Die tatsächlichen Zahlen der während der Kämpfe zu Tode gekommenen, verletzten oder vermissten Menschen wird möglicherweise nie bekannt werden. Unsere Auswertung von Satellitenbildern und die Analyse von Fotos und Videos der Friedhöfe der Stadt, auf denen die Zahl der Gräber deutlich zugenommen hat, ergibt, dass zwischen März 2022 und Februar 2023 mehr als 10.000 Menschen in Mariupol begraben wurden. Nach unserer Schätzung mindestens 8.000 vermutlich an kriegsbedingten Ursachen, sei es durch direkte Angriffe oder durch den Mangel an medizinischer Versorgung oder sauberem Wasser.
Die Kämpfe um Mariupol machten die Stadt zu einem der schlimmsten Schauplätze des russischen Angriffskriegs. Das Ergebnis, das sich am Stadtbild ablesen lässt, war verheerend: eine Brachland aus zerstörten Wohnhäusern, verkohlten Straßen, zerschossenen Autos und Bussen sowie geplünderten Geschäften. Unter den Trümmern ist eine unbekannte Zahl von Menschen begraben. Monatelang gab es keinen Strom, kein Wasser, kein Gas und keine grundlegende Infrastruktur wie Krankenhäuser und Schulen. Mitte 2022 lebte nur noch schätzungsweise ein Fünftel der ursprünglichen Bevölkerung in der Stadt, nun unter russischer Besatzung.
In den zwei Jahren seit der Verwüstung von Mariupol und dem Verlust unzähliger Menschenleben durch schwere Waffen wurden auch andere kleinere Städte und Ortschaften in der Ukraine ähnlich stark zerstört. Um zum Schutz der von bewaffneten Konflikten in der Ukraine und weltweit betroffenen Zivilist*innen beizutragen, sollten alle Länder der Internationalen politischen Erklärung über den Einsatz von Explosivwaffen in bewohnten Gebieten beitreten und diese einhalten. Sie sollten jeglichen Einsatz von Explosivwaffen mit großflächiger Wirkung in Städten und Dörfern verurteilen und auf ein Ende solcher Einsätze hinwirken – und zwar gleich an welchem Ort und durch wen.
Den vollständigen Bericht finden Sie hier.