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»Die Kosten von Klimaschäden übersteigen die Vermeidungskosten deutlich«

Studie des DIW, 15.9.2025

Die Analyse von zwei Jahrzehnten Klimakostenforschung führt zu eindeutigen wissenschaftlichen Schlussfolgerungen über die volkswirtschaftliche Vorteilhaftigkeit ambitionierten Klimaschutzes. Die zentrale Erkenntnis der frühen Forschung, dass Klimaschäden die Vermeidungskosten deutlich übersteigen, wurde durch verbesserte Methoden und umfangreichere empirische Evidenz bestätigt und hat an Robustheit gewonnen.

Die systematische Entwicklung der Kostenschätzungen zeigt eine bemerkenswerte Konstanz in den Grundaussagen bei gleichzeitiger methodischer Verfeinerung. Die frühe DIW-Projektion von 800 Milliarden Euro Klimakosten bis 2050 wurde durch eine jüngste Studie mit 280 bis 900 Milliarden Euro in ihrer Größenordnung bestätigt. Diese Konstanz über verschiedene methodische Ansätze und Analysezeiträume hinweg unterstreicht die Robustheit der wissenschaftlichen Befunde.

Besonders bemerkenswert ist die empirische Validierung der theoretischen Projektionen durch bereits eingetretene Klimaschäden. Die 145 Milliarden Euro dokumentierter Schäden von 2000 bis 2021 entsprechen den Erwartungen der frühen Studien und zeigen die Beschleunigung der Schadensentwicklung.

Die vorhandenen Daten zur volkswirtschaftlichen Vorteilhaftigkeit des Klimaschutzes sind konsistent, jedoch in bestimmten Sektoren und Nutzenkategorien unvollständig. Insbesondere der Mangel an systematischen, jährlich aktualisierten Nutzenbilanzen sowie die fehlende Granularität und Konsistenz der Daten erschwert bislang eine vollständige volkswirtschaftliche Gesamtbilanz. Die Integration externer Gesundheits-, Umwelt- und Folgekosten in die sektorale Kosten-Nutzen-Bewertung ist daher eine zentrale Aufgabe künftiger Forschung und Politikberatung. Eine systematische Erfassung dieser Nutzenkomponenten – etwa durch eine zentrale „Klimanutzen-Bilanz Deutschland“ – sollte künftig Bestandteil der offiziellen Berichterstattung sein.

Die wissenschaftliche Evidenz zur Kosten-Nutzen-Relation des Klimaschutzes hat klare Implikationen für die deutsche Klimapolitik. Das robuste und in zahlreichen Studien bestätigte Ergebnis, dass Vermeidungskosten deutlich geringer sind als die Kosten durch Klimaschäden, rechtfertigt eine Intensivierung der Klimaschutzanstrengungen. Die methodischen Fortschritte ermöglichen präzisere CO₂-Preise, sektorspezifische Förderinstrumente und risikoadjustierte Anpassungsstrategien basierend auf robusten Kosten-Nutzen-Analysen.

Die Klimakostenforschung hat nach zwei Jahrzehnten eine eindeutige Antwort auf die zentrale Frage der Klimapolitik geliefert: Klimaschutz ist nicht nur ökologisch notwendig und ethisch geboten, sondern auch volkswirtschaftlich vorteilhaft. Die Frage ist nicht mehr, ob Deutschland sich ambitionierte Klimaziele leisten kann, sondern ob es sich leisten kann, bei der Umsetzung zu zögern.

Die vollständige Studie finden sie hier.